Freitag, 25. November 2016

Wir sind WIR oder was?

Vor knapp zwei Wochen, hatte ich keine Ahnung, um was es sich bei einer WIR-Messe handelt. WIR, das hört sich für mich nach Gemeinschaft, Miteinander oder Harmonie an. Weit gefehlt, denn WIR ist ein Zahlungsmittel. Können wir dann morgen mit Steinen, Sand oder gar Spielgeld bezahlen?

Echt, es gibt sogar eine WIR-Bank, ja, ein Geldinstitut für WIR-Geld. Zwar handelt es sich dabei um Buchgeld, also physisch existiert das Geld nicht. Aber trotzdem, irgendwie klingt das nach Community oder Sekte. Eine eigene Messe nur für WIR?

Auf der WIR-Messe in Zürich darf ich die Seehof Selection an einem Stand bewerben, alleine. Es ist zwar anstrengend, doch ich komme immer recht schnell mit den Messebesuchern ins Gespräch, versuche die Bedürfnisse der jeweiligen Person zu erfragen, damit ich Ihnen genau das passende Haus mit den gewünschten Kriterien anbieten kann. 

Noch immer bin ich überrascht, wie oft das Hotel Steinbock nach einem kurzem Smal Talk in den Fokus rückt. Mehr als nur einmal erntete ich positiv überraschte Gesichter mit der Antwort: "Echt, da müssen wir ja gar nicht mehr bis ins Südtirol fahren, wenn wir ein solch tolles Angebot in knapp 2 Stunden Fahrzeit erhalten." 

"Cool", denke ich mir, wir sind auf dem richtigen Weg. Auch konnte ich einem Pärchen den Steinbock über Silvester verkaufen. Er war zwar skeptisch, aber sie wollte unbedingt und so konnte ich die customer journey für die zwei abschliessen, denn sie haben direkt gebucht. 

Donnerstag, 24. November 2016

Stadt oder doch Land

Vor kurzem bin ich in die höchstgelegenste Stadt Europas gezogen. Und ich muss sagen, es hat schon mehr Möglichkeiten, als im Unterengadiner Hauptort Scuol.

Heute durfte ich mit einer in Davos ansässigen Firma zusammen arbeiten - und plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, wo ich hier gelandet bin. Ein bereits vor Monaten geplanter Auftrag sollte heute ausgeführt werden, um 10.00 Uhr soll es beginnen. Also nehme ich das Telefon in die Hand und erkundige mich bei unserem Techniker, nach dem aktuellen Stand. Er teilt mir, dass die Firma bereits hier sei und mit der Arbeit beginnt. Ich schnappe mir die Kamera und los geht die Mission, den Wechsel der Schilder bildlich zu dokumentieren. Als ich vor dem Haupteingang eintreffe, sehe ich zwei Männer etwas planlos dastehen. Ich frage, wann es los geht. «Bald», erwidern diese, «die Hebebühne fehlt noch». So warten wir, zwar bitte ich die Beiden, mich anzurufen, doch ich merke schnell, dass das schief gehen würde. Warten wir eben, denke ich mir.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fährt ein Auto mit Anhänger vor und stoppt beim Hotel. In einer Seelenruhe wird die Hebebühne abgeladen und aufgestellt. Die zwei Arbeiter steigen nun in den Korb der Hebebühne und beginnen in die Höhe des Schildes zu fahren. Entspannt begutachten die zwei die Befestigung der Tafel, werweiseln eine Zeit lang und lösen dann die Tafel aus ihren Verankerungen. «Endlich», denke ich mir, das Schild ist ab, jetzt noch das Neue nach hoch, festschrauben und fertig».

Denkste, das wäre auch zu schön um wahr zu sein. Jetzt stellen sie fest, dass weder Löcher noch Aussparungen ins neue Schild angebracht sind. Nun geht es so richtig los. Sie beginnen nun die Masse der Aussparungen der alten Tafel zu nehmen, zeichnen die Felder ins neue Schild und bemerken, dass sie weder eine Bohrmaschine noch eine Stichsäge dabei haben. Zwischenzeitlich windet es stark, rums, die alte Tafel fällt um und Styropor, Karton und weiteres Verpackungsmaterial werden auf die Hauptstrasse geweht. Doch das, scheint den Beiden egal, ich komme wieder zum Zuge. Nun springe ich dem Verpackungsmaterial hinterher und versuche gleichzeitig jemanden von der Haustechnik zu erreichen. Mit dem Verpackungsmaterial schlage ich mich tapfer, aber die Kollegen nehmen das Telefon nicht ab. Erneut ist Warten angesagt. penetrant versuche ich jemanden von der Technik zu erreichen. Nach etlichen erfolglosen Anrufen, habe ich Glück, ein Kollege kommt zu uns. Nur, das reicht nicht, denn jetzt versuchen die beiden zu erklären, was sie benötigen, doch die Sprachbarrieren sind zu gross. Also, gehen die zwei mit in die Werkstatt. Überraschend schnell kommen sie zurück, bewaffnet mit einer Bohrmaschine und einer Stichsäge. 

Ich frage: «Haben Sie hier überhaupt Strom»? «Ohhh», erhalte ich zur Antwort, also verschwinden sie wieder ins Hotel, auf der Suche nach einer Kabelrolle. Bald kommen sie wieder. Nun halte ich das neue Schild mit fest, damit die Aussparungen einfacher gesägt werden können. Dann wird das Schild genommen und mittels der Hebebühne nach oben gebracht. Jetzt hängt es auch noch schief, so, jetzt reicht es mir. Ich gehe, ein Foto von der neuen Tafel hole ich noch nach........

Mittwoch, 9. November 2016

Shoppen auf Bayerisch?

Ein Wochenentripp nach München mit so mancher Überraschung. In der Einkaufsmeile zwischen Stachus und Marienplatz bin ich an einem ganz besonderen Geschäft vorbeigekommen.

Mein Blick streift den Laden, ich schaue nochmals und erneut. Immer lese ich das selbe Wort: Männerschlussverkauf. Das muss ich mir genauer ansehen. Ich betrete den Laden, ein Männerladen, also nicht mit Männern, sondern mit Kleidung für Männer im Sortiment. Trotzdem, dieses Wortspiel lässt mich kaum noch los: Ich frage die Verkäuferin, wo denn die Männer vom Schlussverkauf sind und ob ich mir diese einmal ansehen könne. 

Leider weiss die Dame nicht annähernd worauf ich hinaus will. Ich lass es bleiben und kann nur noch kopfschüttelnd das Geschäft verlassen. Aber trotzdem, ein super Wortspiel als Marketing-Gag, das muss ich mir merken.

Ka(t)erausflug

Habe ich mich noch vor einigen Jahren gefragt, was es mit dem Begriff Kader auf sich hat; Zwischenzeitlich konnte ich eine Antwort finden.

Kader. Eigentlich stammt diese Bezeichnung aus Militär und Sport. Mehrheitlich fand dieser Begriff in Frankreich und in den sozialistischen Staaten Gebrauch. Kurz: Kader ist eine andere Bezeichnung für Führungskräfte oder für Personen mit besonderen Fähigkeiten.

In meinem Job bin ich nun auch im Kader. Vor einigen Wochen durfte ich erleben, was es mit einem Kader so auf sich hat, denn wir verbrachten einen 2-tägigen Kaderausflug. Wir waren wandern und in einem tollen Hotel. Ein Kaderausflug um den Team-Gedanken zu fördern. Bis zu diesem Moment war ich wirklich der Meinung, dass bei dem Event der Mensch im Zentrum steht. Schnell wurde ich eines Besseren belehrt: Im Fokus steht der Alkohol. Nicht nur ein Glas, sondern gleich flaschenweise! 

Schlaf und gemütliches Beisammensein merke ich bald, wird überbewertet. Eines nehme ich aber mit: Dem Duden, so scheint es mir, muss da ein Tippfehler unterlaufen sein. Nach diesem Erlebnis bin ich mir sicher: Es muss Kater heissen! 


Mittwoch, 27. Juli 2016

gastliche Freundschaft

«Die Welt zu Gast bei Freunden». Es fühlt sich an, als hätte sich seither ein Schleier der Gastfreundschaft über diese Stadt gelegt.
Zehn Jahre sind bereits vergangen, als die Fussball Weltmeisterschaft halt in Deutschland gemacht hat, 2006 war das. Bereits bei meinem letzten Aufenthalt in Berlin vor einigen Monaten ist mir die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Hauptstädter aufgefallen.
Auch diesmal stelle ich fest, dass die Menschen freundlich sind. Diesmal nutze ich einen Tag, um den Kontakt zwischen den Menschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Egal wo, in der U-Bahn, im Restaurant, im Geschäft, irgendwie fühle mich willkommen. Die Leute sind gesprächig und hilfsbereit. Nicht nur in den renommierten Geschäften, wie im KaDeWe oder in Läden am Ku’damm. Nein, auch in Ostberlin.
Beim Schuhe kaufen erkennt mich die Verkäuferin sogar wieder. Vor knapp vier Monaten war ich auch schon einmal in diesem Geschäft. Hätte ich damals mehrere paar Schuhe oder etwas Spezielles gekauft, würde ich noch nachvollziehen können, dass sie sich an mich erinnert. Aber so? Schnell wird unser Gespräch auf die Gastfreundschaft gelenkt. Und die Verkäuferin erzählt: «Mit der Fussball WM bekam Berlin einen neuen Schwung im Umgang mit seinen Gästen».

Der Slogan «Die Welt zu Gast bei Freunden hat sich in den Köpfen der Berliner eingeprägt». So machen Städteferien richtig Spass, auch alleine. Berlin, eines ist ganz klar, ich komme ganz bald wieder.

Dienstag, 26. Juli 2016

speckig lustig

«Der Speck ist im Keller», das ist der Beginn dieses Erlebnisses. Damit wir uns nach einem shopping Tag alle wieder treffen, haben wir uns für 18.00h im Weissen Brauhaus verabredet. 

Bei einem Bier findet sich die Gruppe langsam wieder ein, bevor es zu Fuss zu unseren Hotels geht. Auf dem Weg sagt ein Kollege zu mir: «Der Tisch ist auf Speck reserviert. Ich muss dreimal Schlucken, «Wieso Speck? Heisst die Eine wohl Speck zum Nachnamen?» Schnell noch frisch machen, bevor es zum Z‘Nacht in den Augustiner Keller geht.

Im Augustiner Keller angekommen, stehen wir an der Türe und warten auf einen Platz-Zuweiser. Jetzt sind wir an der Reihe, also lege ich los: «Wir suchen den Tisch auf den Namen Speck». «Speck ist im Lagerkeller» bekomme ich zur Antwort. Nun muss ich prustend loslachen, kann kaum noch sprechen. «Der Speck ist im Keller», lache ich weiter und biege mich schon vor lachen. Langsam wird dem Mann klar, was er gerade gesagt hat. Wir grölen beide und auch meine Begleitung muss lachen.

Also steigen wir die schmale und steile Steintreppe in den ehemaligen Lagerkeller hinab. Im Lagerkeller frage ich den zuständigen Kellner nach dem Tisch von Speck, ich kann kaum reden, muss noch immer lachen. Er schaut mich schräg an. Ich versuche mich zusammen zu reissen und probiere ruhig zu antworten. Aber ich schaffe es nicht, muss mitten im Satz drauf los lachen, die Tränen laufen auch schon über mein Gesicht. So pruste ich nur «Dein Kollege hat gesagt, der Speck sei im Keller». Jetzt müssen wir alle lachen. Auch er hat Mühe normal zu reden, antwortet mir aber:«Der Speck ist im Biergarten»

So geht die Suche nach dem Speck in eine weitere Runde. Wir steigen die Treppe wieder hinauf, noch immer mitten im Lachanfall. Ich habe das Gefühl, dass ich mich nicht mehr fangen kann. Zwischenzeitlich habe ich schon fast Bauchweh von all dem Gelache. Nach einigem umherirren finden dann den Speck und den Tisch vom Speck. Die Suche nach dem Speck werde ich so schnell nicht vergessen, auch jetzt huscht mir noch ein Lachen übers Gesicht.

Montag, 25. Juli 2016

Von Angst erfüllte Biervielfielfalt

Bier Festival in München, zu Ehren des 500-jährigen Jubiläums vom Bayerischen Reinheitsgebot. Knapp drei Tage im Zeichen der Biervielfalt und -kultur. 

Die Anreise von Chur mit dem Flixbus bis München hat wunderbar geklappt. Das Hotel konnten wir schnell finden und nun sitzen wir auch schon alle beisammen. Bei unserem ersten bayerischen Weissbier von Schneider’s Weisse. Einfach lecker.

Nach der kühlen Erfrischung machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt, die nur einige Häuserblocks entfernt liegt. Erst überqueren wir den Stachus und laufen weiter bis zum Marienplatz. Hier machen wir den ersten Stopp und sprechen uns ab, wohin wir zum Essen gehen. Ein Teil unserer Gruppe möchte natürlich sofort auf das Bierfestival am Odeonsplatz, andere ziehen eine Stärkung im Schneider Brauhaus vor. Schliesslich einigen wir uns und versuchen bei Schneider’s im Tal einen Tisch zu ergattern.

Während des kurzen Fussmarsches vom Marienplatz bis zum Tal erhält einer der Kollegen eine Nachricht von einer ZeitungsApp auf seinem Mobiltelefon. Er liest vor: «Schüsse im Einkaufszentrum am Olympiapark in München gefallen-Terrorverdacht». Wir nehmen diese Info zur Kenntnis und laufen einfach weiter. Die Tat ist gerade einige Minuten her. Im Weissen Brauhaus angekommen. Der untere Stock ist bereits voll besetzt, «das sieht schlecht aus». Doch dann kommt der Geschäftsführer, Otmar Mutzenbach, begrüsst uns und bittet uns über eine Holztreppe in den oberen Stock. Geschafft, wir haben zur Hauptzeit am Abend einen eigenen Tisch.

Wir bestellen unser erstes TAP und suchen uns etwas aus der Speisekarte aus. Die Bedienung ist sehr freundlich und auf zack. Schnell können wir unsere Bestellungen aufgeben und nach kurzer Zeit wird auch schon das Essen serviert. Semmelknödel, endlich wieder einmal Knödel, die vermisse ich schon in der Schweizer Küche. Wir sitzen alle vor unseren Tellern und freuen uns auf das leckere Essen. Nach nur wenigen Bissen passiert es. Schüsse fallen, es wird gerannt und geschrien. Unser Platz ist an einer Wand, etwas in einer Nische. Wir hören Lärm im unteren Stock und lautes Treten auf der Holztreppe. Sehen können wir nichts, die Wand verdeckt unsere Sicht zur Treppe hin. Panik steigt auf. Tische werden umgestossen, Stühle fallen zu Boden.

Intuitiv und schnell suchen wir Schutz unter dem Tisch. Die Angst im Raum ist greifbar. Erst liege ich unter dem Tisch, dann entdecke ich eine freie Ecke unter einer Bank, schiebe mich weiter zur Wand, rolle mich zusammen und presse mich gegen die Wand. Wir hören weitere Schläge, starren uns gegenseitig schockiert an. Versuchen zu begreifen was hier vor sich geht. Erste Gäste beginnen zu weinen, es wird geschluchzt, gezittert und erstarrt. Die ersten Mobiltelefone werden gezückt und versucht die Polizei zu erreichen. Erfolglos, die Leitungen sind überlastet.

Ich habe Angst, kommt jetzt jemand in den Raum und knallt alle ab? Handelt es sich um eine psychische Überreaktion? Es fühlt sich so surreal an. Schliesse kurz meine Augen und hoffe, von diesem Alptraum rasch wieder zu erwachen. Beim Öffnen meiner Augen wird mir bewusst, dass ich wirklich auf dem kalten Boden liege und es wirklich kein Traum ist. Ich habe Angst. Angst davor, was als nächstes geschieht. Nach einer gefühlten Ewigkeit entspannt sich die Lage, wir scheinen doch vorerst sicher zu sein. Otmar Mutzenbach kommt in den ersten Stock und informiert über die aktuelle Situation, gibt uns Anweisungen zum Verhalten.

Sobald es Neuigkeiten gibt, informiert der Geschäftsführer des Weissen Brauhauses ruhig und sachlich. Er strahlt Ruhe aus, Ruhe und eine gewisse Gelassenheit. Dies hilft auch, dass sich die Gäste langsam wieder beruhigen. Herr Schneider gibt noch eine Lokalrunde aus, eine nette Geste. Nun warten wir bis, die Polizei Entwarnung gibt. Ich habe mich schon einmal darauf eingestellt, im Schneider’s Weisse auf der harten Holzbank zu übernachten. 
Nach einigen Stunden erhalten wir die Freigabe von der Polizei das Restaurant zu verlassen. 

Unser Weg zum Hotel, der direkt circa 20 Minuten beträgt zieht sich in die Länge, denn die Plätze Marienplatz und der Stachus sind weiterhin gesperrt. Taxis, U-Bahn, S-Bahn und Busse fahren nicht. So müssen wir zu Fuss weitergehen. Ein gespenstisches Gefühl, voller Angst, müssen wir nun im Dunkeln in einer grossen Stadt zum Hotel laufen. Immer mit dem Gedanken: Was passiert, wenn wir einem der Täter begegnen? Wir schaffen es sicher ins Hotel, aber der Schock sitzt tief. 

Freitag, 15. Juli 2016

Gepunktete Laufmasche

«Evita», ein etwas anderes Abendprogramm. Keine Jeans und T-Shirt, sondern ein Kleid. Mein neues gepunktet, aus dem Jungdesigner-Laden «Bikini» in Berlin. 

In Scuol ist es warm, so kann ich endlich mein neues Kleid anziehen. Es ist anthrazitfarben, super schön geschnitten und weiss gepunktet. Auf Strumpfhose oder Leggins kann ich verzichten, heute ist es angenehm warm. Weiter geht es mit dem Zug nach Davos. Als ich in Davos Dorf den Zug verlasse, ist es kühl. «Ich kann unmöglich ohne Strumpfhose ins Theater, es ist einfach zu kalt», denke ich mir.

Das Abenteuer Strumpfhose beginnt. Zuerst gehe ich in den Laden
«Müller», ohne Erfolg, dort sind keine Strumpfhosen im Sortiment. Die nette Verkäuferin empfiehlt mir in die «Migros», auf der gegenüberliegenden Strassenseite, zu gehen. Gesagt getan. In der «Migros» stehe ich vor einem grossen Angebot an Strumpfhosen. Schnell habe ich die passende gefunden. Nun geht es weiter. Als nächstes bringe ich meinen Rucksack in die Wohnung in der Bobbahnstrasse und nutze die Gelegenheit die Strumpfhose über zu ziehen. 

Noch schnell aufs WC, dann muss ich schon weiter, der Kollege wartet sicher schon. Wie sooft habe ich mein Zeitmanagement etwas knapp bemessen. Jetzt muss ich Gas geben. In der Hektik reisst mir die Strumpfhose am Oberschenkel. 
«Shit, okay, ganz ruhig bleiben, das sieht niemand, die Stelle wird vom Kleid verdeckt». Um den Bus in Richtung Kongresszentrumn noch zu erreichen, heisst es jetzt springen. Auf halber Höhe zur Bushaltestelle sehe ich den Bus bereits an der Haltestelle stehen. Passanten steigen ein und aus. Ich muss diesen Bus erreichen, sonst wird es zu knapp. Also beginne ich zu winken, in der Hoffnung, dass mich der Busfahrer sieht. Zum Glück, er nimmt mich wahr und wartet. Ausser Atem und mit einem hochroten Kopf springe ich in den Bus und bedanke mich vielmals beim Buschauffeuer für den extra Service. 

Der Bus ist gut besucht und ich bemerke, wie mich eine ältere Dame anstarrt. Sie startt auf meine Beine. Also folge ich ihrem Blick. 
«Nein, das darf doch nicht wahr sein, die Laufmasche hat sich ausgeweitet. Zwischenzeitlich umfasst sie das gesamte Bein, bis zum Knöchel. So kann ich unmöglich ins Theater.» Während der Fahrt überlege ich mir Möglichkeiten, um an eine neue Strupmfhose zu gelangen. Schnell habe ich eine Idee. 

Bei der Haltestelle Schatzalpbahn springe ich aus den Bus, renne in den «Coop-Pronto-Laden» und hoffe, dass es dort Strumpfhosen zu kaufen gibt. Es hat zwar welche im Sortiment, aber nur die Grösse L. Ich frage den Verköäufer, ob er noch weitete Grössen hier hätte, aber er verneint und empfiehlt mir, in den grossen «Coop» beim Postplatz in Davos Platz zu gehen. «Mmmmhh, aber so viel Zeit habe ich nicht». Nun, so entscheide ich mich weiter zum «Migorlino» zu springen. Auch hier habe ich kein Glück. Auf dem Rückweg Richtung Schatzalpbahn komme ich noch an einem «Calida-Geschäft» vorbei. Hier mache ich einen weiteren Stopp und frage ausser Atem, ob es hier Strumpfhosen zu kaufen gibt. Ein weiteres Mal höre ich ein: «nein»

Jetzt gebe ich mich geschlagen. Habe alles versucht, was in meiner Macht stand. Nun muss ich aber schleunigst auf die Schatzalpbahn, denn das Theater findet auf dem Berg statt. In 15 Minuten beginnt es. Momentan habe ich keine Ahnung, wann eigentlich die Bahn fährt. Fix und foxi bei der Talstation angekommen, löse ich ein Ticket und springe in ein Abteil. In einer Minute geht es los. 
«Puuuh, das war knapp!», denke ich mir. Mit hochrotem Kopf und schon fast schweissgebadet sitze ich im Abteil und überlege, was ich nun machen soll. Zwischenzeitlich trage ich am rechten Bein keine Strumpfhose mehr, sondern eine durchgängige Laufmasche. 

So, kann ich unmöglich oben ankommen. Also, ziehe ich die Strumpfhose aus, die Mitreisenden schauen mich entgeistert an. Mir bleibt nichts anderes übrig, als einen Kommentar zu gebenSorry, aber das muss jetzt sein».
Während der Fahrt, lass ich das soeben erlebte nochmals Revue passieren und muss selbst lachen. Das ist mein Leben, voll mit Action und vielen komischen Ereignissen. 

Oben, auf der Schatzalp angekommen, habe ich mich wieder beruhigt und komme fast entspannt an. Trotzdem, dieses Strumpfhosen Erlebnis werde ich so schnell nicht vergessen.

Freitag, 8. Juli 2016

Bär-lin

Ein Stoff-Bärchen als Schlüsselanhänger. Zum Andenken an eine Reise nach Berlin.

Es baumelt an meiner Handtasche. Manchmal finde ich es zwar kindisch, aber wegnehmen mag ich den Bären auch nicht. Es ist eine Erinnerung und der emotionale Bezug ist für mich wichtiger, als das, was andere von dem Bären denken. Ich hatte eine tolle Zeit, habe viel erlebt und daran erinnert mich das Stofftier.

Zudem habe ich erst kürzlich eine tolle Begegnung dank des Bären gehabt. Ein Mädchen, circa zehnjährig, in den Anfängen das Lesen zu lernen, hat meinen Bären bestaunt. Sie nahm den Bären und las die Beschriftung erstaunt vor: «Der Bär hat ja sogar einen Namen, «Bär-Lin» heisst er». Eine schöne und herzige Begegnung zugleich, denn von dieser Sichtweise habe ich Berlin noch gar nicht betrachtet.

Anonymer Big Brother

Eine Stadt, die mich in ihren Bann gezogen hat, Berlin. Wieder konnte ich einige Tage in der Bundeshauptstadt ins Grossstadtleben eintauchen.

Niemand kennt mich, unbeschwert die Strassen entlang schlendern. Das ist für mich Genuss pur. Kein «big brother is watching you». Niemand meint zu wissen was ich mache, einfach ich sein. Ein ideales Fundament, um diese Unbeschwertheit mitzunehmen, nach Hause, in meinen Alltag.

Autos über Autos, sechsspurige Strassen, Ampeln, Menschen, viele Menschen, Strassenbahnen, U-Bahnen, Fussgänger, Velofahrer. Einheimische, Touristen, Zugezogene, Obdachlose, verschiedene Nationalitäten und Religionen. Einfach multikulti. Trotz der Fremde und der unterschiedlichsten Kulturen und gesellschaftlicher Schichten empfinde ich keine Angst. Im Gegenteil, ich fühle mich sicher.

Ein Dorftrampel wie ich in einer solchen Millionenmetropole. Das mag schon etwas heissen! Shopping-Möglichkeiten, so weit das Auge reicht. Es muss nicht immer Kaufen sein. Schauen finde ich persönlich viel spannender. Mir Zeit nehmen, schlendern, beobachten und staunen. So habe ich alleine mit Schauen und Shoppen während eines Tages 23 Kilometer zu Fuss hingelegt. Eine Stadt-Wanderung also, die sich Schritt für Schritt gelohnt hat und vieles davon in meinem Gedächtnis bleiben wird. 

Donnerstag, 7. Juli 2016

Lohnendes Durchhalten

Eine Veranstaltung, die mich interessiert. Naja, kurzer Hand entscheide ich mich, alleine zu gehen. Ich möchte diesen Film sehen. Preisgekrönt ist er. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen.


Ausser Atem komme ich an, ich bin der letzte Gast. Irgendwie ist mir etwas unwohl zu Mute. Kaum angekommen, werde ich an einen Tisch platziert, an dem schon zwei Frauen sitzen. Ich komme kaum dazu mich zu setzen, schon strecken mir die Beiden ihre Hand entgegen und stellen sich mir vor. Puhh, geschafft, denke ich mir. Aber wirklich realisiere ich nicht, wie die beiden heissen. Nun ja, jetzt kommt auch schon der Salat, die Vorspeise des drei-
Gang-Menüs. Zum Essen komme ich kaum, da mich meine Tischnachbarn sofort in ein Gespräch involvieren. 

Die beiden Feriengäste saugen mich förmlich aus, wollen alles von mir wissen. Was ich hier mache, was ich arbeite, fühle mich richtig überrumpelt. Das mich die beiden nicht noch meiner BH-Grösse fragen, ist schon fast verwunderlich. Wenn mich die Zwei nichts fragen, dann erzählen sie munter drauf los. So erfahre ich Dinge, die ich gar nicht wissen möchte. Eigentlich habe ich mir einen gemütlichen Abend, ohne Verpflichtungen, ohne Ansprüche vorgestellt.Einfach sein üben zu geniessen. Unendlich froh darüber, das drei Gänge-Menü überstanden zu haben, geht es einen Raum weiter. Dorthin, wo der Film gezeigt wird. Ich fühle mich richtig gestresst. Das immerwährende nett sein, ist recht anstrengend realisiere ich.

Mit einer 20-minütigen Verspätung und einigen technischen Pannen beginnt der Film. Neuland, so heisst er. Ein Film der wirklich fesselt und auf emotionale Ebene das Brennpunkt-Thema Flüchtlinge thematisiert. Zwischenzeitlich habe ich den Film schon fünf Mal gesehen und war ganz sicher nicht das letzte Mal.

Experience hoch zehn

Schon einmal gönnte ich mir einen Coiffeur-Termin beim deutschen Starfriseur, Udo Walz. Mein zweiter Besuch stimmte mich etwas skeptisch, denn ich hatte die Befürchtung womöglich enttäuscht zu werden.

Diesmal habe ich meinen Termin in der Schlüterstrasse gebucht, unweit von der bekannten Shopping- und Flaniermeile Kurfürstendamm gelegen. Termine bei Udo Walz sind ganz einfach online möglich, ob via PC, Laptop oder einfach per App. Die Bedienweise ist verständlich und einfach. Mit ein paar Klicks ist ein Termin gebucht und die Freude auf das bevorstehende Erlebnis kann los gehen.

Schon beim Betreten der Tüschwelle bekomme ich das Gefühl vermittelt, in einer anderen Welt zu sein. Ab jetzt stehe ich im Mittelpunkt. Gleich werde ich an einen Platz gebeten und schon tauche ich ein, in eine Welt, in der Haare und Farbe im Zentrum stehen. Mit dem für mich zuständigen Coiffeur, Andrzej heisst er, komme ich schnell ins Gespräch. Er erzählt mir, dass er ursprünglich aus Polen stammt und bereits viele Jahre für Udo Walz arbeitet. Seine Begeisterung für Haarschnitte und Farbe schwappt sofort zu mir herüber. Andrzej ist mit herzblut Coiffeur, er strahlt aus, dass er es liebt mit seinen Händen Kunstwerke zu kreieren. Keine Massenfrisuren, sondern individuell auf die jeweilige Person zugeschnitten. So langsam schwindet meine Skepsis. Hier bin ich richtig, fühle ich.

Um mich noch mehr, wie eine kleine Prinzessin zu fühlen, bekomme ich von Andrzej ein Glas Sekt. Die Zeit verennt. Soeben ist die Farbe auf meinen Haaren aufgetragen. Die Zeit des Wartens ist kurzweilig, denn ich geniesse es, zu beobachten. Andere Klienten, die Mitarbeiter, die Gespräche. Es ist immer etwas los und von meinem Platz aus habe ich den Besten Blick.

Jetzt ist mein Haarschnitt an der Reihe. Ich lasse Andrzej freie Hand. Der neue Schnitt soll nur zu mir passen. Nun kann er mit seinem Kunstwerk beginnen. Jeder Schnitt sitzt, er ist konzentriert und es ist schön zu sehen, wie er begeistert arbeitet. Wir haben auch wirklich sehr interessante Gespräche und ich fühle mich nicht als Nummer, sondern als Mensch. Für mich steht fest, das war nicht mein letzter Besuch bei Udo Walz. Hier kommt man als Kunde und geht als Freund.

Dienstag, 28. Juni 2016

Verhängnisvoller Handlauf

Ein Handlauf. Bis vor einigen Tagen wusste ich nicht was ein Handlauf sein sollte. Plötzlich stand ich vor einer Herausforderung: «Du steigst aus dem Bus aus, läufst rechts den Berg hinauf und beim Handlauf biegst du dann wieder rechts ab.» 

Mit diesen Worten wurde ich mit einem Handlauf konfrontiert. Auch aus dem Zusammenhang des Gesprächs war es mir nicht möglich herauszufinden, was ein Handlauf ist. Also, blieb mir nichts weiter übrig als zu fragen, um was es sich bei einem Handlauf handelt. Gian Reto hat mich nur belächelt:«Was? Du weisst nicht was ein Handlauf ist?» Nein, ganz ehrlich, bis dahin, wusste ich rein gar nichts mit diesem Begriff anzufangen. 

Nach einigen Erklärungen kam mir der Gedanke, dass es sich um ein Geländer handeln könnte. Der Duden beschreibt es so: «Substantiv, maskulin - den oberen Abschluss des Treppengeländers bildender Teil (in Form eines Rohrs, einer Stange oder dergleichen), an dem man sich mit der Hand festhalten kann». Bei der Suche nach Synonymen bin ich auf ein mir bekanntes Wort gestossen, ein Handlauf ist auch ein Geländer.

Montag, 6. Juni 2016

Romanisches Erlebnis

Samstagmorgen, es regnet in Strömen. Ich mache mich gerade zu Fuss auf den Weg zum Bahnhof in Lavin. Meine Reise heute geht weiter ins Tessin. Auf dem Dorfplatz in Lavin treffe ich eine ältere Frau. "Bun di", grüsse ich sie. Sie fängt sofort an, auf Romanisch zu plaudern. Nun muss ich mich outen. "Entschuldigen sie bitte, so gut kann ich noch nicht die Sprache sprechen", antworte ich ihr. Sie wechselt sofort ins Deutsche. Gleich komme ich mit ihr ins Gespräch. Plötzlich will Sie will wissen, ob ich in Lavin wohne, was ich hier mache, wo ich hin gehe. Ich fühle mich richtig überrumpelt. Am frühen Morgen, habe ich bisher im Engadin noch nie jemanden in Plauderlaune getroffen, geht es mir durch den Kopf. Ein spezielles Erlebnis, das mir im Gedächtnis bleiben wird.

Samstag, 28. Mai 2016

Biera Engiadinaisa

Tag der offenen Brauereitür in Martina - Biera Engiadinaisa. Ein Fest für Einheimische und Gäste. Neben einer Besichtigung des Sudhauses unter fachkundiger Betreuung des Braumeisters Andreas Merk, ist im unteren Stockwerk, dort, wo die Abfüllanlage steht, eine Festwirtschaft aufgebaut. 

Bier, ein für mich spannendes Getränk. Vor allem in diesem Jahr ist der Gerstensaft ein grosses Thema. Vor knapp einem Monat wurde im Bayerischen Ingolstadt das 500-jährige Jubiläum des ältesten Lebensmittelgesetzes der Welt gefeiert. 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot. Was bedeutet das für das wohl für die Tschliner Bieridee? 

Der aktuelle Braumeister der Bieraria Engiadinaisa stammt aus dem Bayerischen Augsburg. Er hat sozusagen schon aufgrund seiner Wurzeln das traditionelle Brauen im Blut. Fünf Jahrhundert Bier mit seinen immer gleichen Bestandteilen: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, das klingt schon fast langweilig. Ist es aber ganz und gar nicht. Das Tschliner Bier ist keineswegs ein Standardgetränk, wie wir es von den grossen Bierkonzernen kennen. Im Gegenteil, im Tschliner Bier steckt Leidenschaft. 

Gekonnt wird mit den vier Zutaten gespielt und neue Geschmackserlebnisse entstehen. Die Braukunst in ihrer Kreativität wird vom Braumeister Andreas Merk gelebt. So hat er neben dem «normalen BE» auch ein «Craft-Beer» ins Sortiment gebracht. Das Engadin Pale Ale, ein IPA. Charakteristisch für das India Pale Ale ist die Harmonie zwischen Hopfenaroma, Bittere und Malzkörper. In den USA gilt das hopfenbetonte Bier als Flaggschiff in der Craft-Beer-Bewegung. 

Auch Früchte, Kräuter und Gewürze sind interessante Zutaten im Bier. Diese Art von Brauen hat ihre Tradition in Belgien, zum Beispiel beim Witbier. Im Brauprozess oder während der Lagerung werden weitere Zutaten hinzu gegeben. Andreas Merk nimmt für seine Kreation Koriander und Orangenschalen. Neben diesen Kreativbieren verkauft die Bierria Engiadaisa auch noch ein bernsteinfarbenes Bier, namens Ambra. Passend zur Jahreszeit werden weitere Spezialbiere gebraut.

Bier ist also nicht nur ein Getränk. Bier ist Leidenschaft. Bier ist Genuss und Bier ist Vielfalt. Gespannt erwarten wir die Spezialbiere und lassen uns von weiteren Geschmackserlebnissen der Bieraia Engiadinaisa überraschen.

«Be-ziehungs-weise»

Beziehungsweise. Ein Wort, das wir in unserem Alltag in der gesprochenen und geschriebenen Sprache oft verwenden. Doch was bedeutet es eigentlich? bzw./beziehungsweise «oder, oder vielmehr, genauer gesagt, besser gesagt, und im anderen Fall». Die A-Capella-Theatergruppe «Urstimmen» nimmt in ihrem aktuellen Stück die Bedeutung «beziehungsweise» genauer unter die Lupe. 

Das Stück wird in der Scheune des Biohofs der Familie Clalüna gezeigt. Dort, wo einst Stroh gelagert wurde, sitzen nun die Gäste auf Strohballen. Es duftet nach Heu und Stroh. Es geht los. Vier junge Künsterlinnern und Künstler kommen auf die Bühne. Gleich von Beginn an bin ich fasziniert, welch tolle Geräusche einzig mit dem Organ der Stimme möglich sind.

Die Urstimmen singen aber nicht nur. Vielmehr, sie zeigen geschickt Werke aus A-Capella und Schauspiel. In ihrem Programm «Beziehungsweise» zerlegen sie die verschiedenen menschlichen Beziehungen bis ins kleinste Detail. Ironisch, provokativ, sarkastisch, frei heraus und tiefsinnig werden die Themen Liebe und Beziehung singend und schauspielerisch durchleuchtet. Das Repertoire reicht vom Beziehungskiller, über aktuelle Befindlichkeiten bis hin zu Liebe. 

Mit Witz und Sinn, vergehen die knapp 90 Minuten wie im Fluge. Es wird gelacht, geklatscht und mitgesungen. «All you need is love» und «free hugs» werden den Gästen am Schluss noch mit auf den Weg gegeben. Ein tolles Stück! 

Allein und doch nicht einsam

Ustaria la Stalla, Ardez. Auf dem Hof angekommen, begrüsst mich ein freundlicher Herr, der auf einem Stuhl hinter einem Camping-Tisch sitzt. Schnell stelle ich fest, dass dieser für die Einlasskontrolle zuständig ist. Also, zeige ich ihm mein Ticket. 

Ich bin der erste Gast und alleine unterwegs, eine zusätzliche Challange für mich. Schnell komme ich mit dem netten Herrn, Hans Peter heisst er, ins Gespräch. Er ist der Geschäftsführer vom Verein «hoftheater.ch». Sein Sohn, Cyrill, arbeitet als technischer Leiter. Für mich ist es spannend, neue Menschen kennen zu lernen und auch einmal die Perspektive wechseln. 

Schnell sitze auch ich am Camping-Tisch und befestige einigen Gästen die Einlass-Bändel am Handgelenk. Eine Erfahrung, die ich, wenn ich nicht alleine unterwegs gewesen wäre, bestimmt nicht erlebt hätte. 

Hof-Theater

Momentan sind die vier jungen Künstlerinnen und Künstler mit dem Verein hoftheater.ch auf Tournee. Einen Auftritt hatten die vier im Engadin, genauer, auf dem Bio-Bauernhof, Ustaria la stalla, der Familie Clälüna in Ardez. Die Vorstellung beginnt um 20.00h. Vorher haben die Gäste noch die Möglichkeit ein Abendessen aus der Bauernküche zu geniessen. 

Wo bis kurzem noch Schafe überwinter haben, wurde nun ein Teil des Stalls zu einer Besenbeiz ausgebaut. Im Stall wird ein typisches Essen aus der Bauernküche serviert: gemischter Salat, Schweinsgulasch mit Hörnli und Gemüse und als Abschluss hausgemachter Kuchen mit Kaffee. 

Als ich davon gelesen habe, wusste ich sofort, da möchte ich hin. Eine innovative Idee die, so finde ich, auf jeden Fall unterstützt werden muss. Leider konnte ich niemanden meiner Kollegen überreden mitzukommen, deshalb machte ich mich alleine auf den Weg. Und, es hat sich gelohnt, es war ein toller Abend!


Sonntag, 22. Mai 2016

«Aua minerala»

Wassser, ganz viel Wasser. Die Schweiz ist mit ihren Tausenden von Quellen auch als Wasserschloss Europas bekannt; in Zahlen: fünf Prozent der Süsswasservorräte von Europa lagern in der Schweiz. Mehr als 20 Quellen entspringen rund um die Unterengadiner Gemeinde Scuol.

Und das sind nicht irgendwelche Quellen. Auf einer Strecke von knapp sechs Kilometern entspringen rund 20 hochwertig mineralisierte Wässer. Im Jahre 1369 wurden diese Quellen erstmals schriftlich erwähnt. Ein wahrer Natur-Schatz also. Dank des Wassers gelang es dem Bauerndorf Scuol bereits im 15. Jahrhundert einen weiteren Wirtschaftszweig aufzubauen, den Bädertourismus. Bald war die Region als «Badekönigin der Alpen» im In- und Ausland bekannt.Ein natürliches Element also, legte den Grundstein, damit sich die Bergregion im Laufe der Jahrhunderte zu einem innovativen und touristischem Zentrum entwickeln konnte.

Auch heute, knapp 650 Jahre später, sind die Mineralquellen noch allgegenwärtig. So können an sechs Dorfbrunnen verschiedene Mineralwasser degustiert und abgefüllt werden. Manch andere Quelle kann in einem sogenannten Trinkhäuschen oder im Eingangsbereich des Engadin Bad Scuol einfach probiert werden. Die natürlichen Mineralien stehen einfach zur Verfügung. Ein Luxus, der oftmals in unserer globalisierten Welt vergessen geht.

Glückszahl «11»

Elf Brunnen, elf Kirchen, elf Museen und sogar eine eigne Uhr im Zeichen der Primzahl. Nur elf Ziffern und um elf Uhr läuten elf Glocken. Es scheint, die Zahl elf und Stadt Solothurn bilden ein untrennbares Gespann. Irgendwie ist die Zahl elf und ihre Vielfachen allgegenwärtig.

Auch die Solothurner Brauerei hat sich beim Namen von dieser magischen Zahl inspirieren lassen.
«Öufi-Bier», so nennt sie sich. Die Brauerei mit ihrer Beiz und dem Biergarten, mit einem grossen Industriekamin aus Klinker, ist ein ganz besonderer Fleck und hat mich in ihren Bann gezogen. Hier wird Bier in seiner Vielfalt grossgeschrieben. Die Anzahl der verschiedenen Sorten an Bier hat ausnahmsweise einmal nichts mit der Primzahl elf zu tun. Neben den festen Sorten: Lager, Orbi dunkel und Weizen, zählen mehr als 20 weitere saisonale Biere zum Sortiment. Unabhängig von der Zahl elf «Öufi-Bier» wird mit Leidenschaft gebraut. Brau-Kunst also, bei der die Kreativität an vorderster Stelle steht.



Freitag, 20. Mai 2016

«A U» in der Wunderburg


Wunderburg. Ein Stadtteil der Oberfränkischen Biermetropole Bamberg. Hier ist unter anderem seit 1670 die Brauerei «Mahrs Bräu» ansässig. Unglaubliche 346 Jahre Bierkultur und noch immer vorne mit dabei und in vierter Generation in den Händen der Familie Michel. Kaum zu glauben, dass sich ein solches Unternehmen in unserer globalisierten Welt erfolgreich mit Tradition und Wurzeln von grossen Bierkonzernen abheben kann. Mahrs Bräu - für mich einfach immer wieder schön, ob im Biergarten, an der Schänke oder im Restaurant. Hier fühle ich mich zu Hause.

Toll finde ich auch, dass hier mit nur zwei Buchstaben ein Bier bestellt werden kann. Bei der Bestellung einfach «A U» sagen, nein, nicht «au, wie autsch oder aua» sondern «A U». Der Buchstabe «A» steht für das Wort «ein» und «U» für «ungespun­de­tes», wie ungefiltert. «A U» also – wahrscheinlich die kürzeste Bier­be­stel­lung der Welt. Bitte wird in Franken nicht extra erwähnt, das ist in den beiden Buchstaben bereits als stilles Wort enthalten.

Wallfahrtskirche und Moschee

Inmitten des tief schwarzen Oberbayerns bin ich auf der Durchfahrt direkt an der Hauptstrasse auf eine Moschee getroffen. Anfangs muss ich zweimal hinsehen. In Garmisch-Partenkirchen, eine traditionelle Hochburg der CSU hat eine Moschee mit Minarett gebaut, kommt mir der Gedanke.

Kulturell betrachtet, kann der bekannte Wintersportort mit einer grossen Vielfalt punkten. Neben einem Hofbräustüberl, einer katholischen Wallfahrtskirche steht den Gästen und auch den Einheimischen auch eine Moschee mit einem acht Meter hohen Minarett zur Auswahl. Noch sehr gewagt, und das im schwarzen Bayern.


Brauner Humor

Schlendernd durch einen Wochenmarkt, stoppt mein Blick an einer Wurstbude. «Hää? Was habe ich da gerade gelesen?» schiesst es mir durch den Kopf. «Habe ich richtig gelesen?» Also, bleibe ich stehen, um nochmals in Ruhe die Wörter anzusehen. Auch jetzt entziffere ich das gleiche: «Brunners Räucherkammer-fränkische Spezialitäten». Ich muss schlucken und denke mir: der hat aber ziemlich braunen Humor.»

Eine runde Sache

Bier. In Bayern zählt es als Grundnahrungsmittel. Rund 215 Liter werden pro Kopf und Jahr vernichtet. Damit liegt der Freistaat auf Platz Eins beim deutschen Bierkonsum. Bayern hält noch weitere Rekorde, wenn es sich um den Gerstensaft dreht. 

1516 wurde das älteste Lebensmittelgesetz der Welt erlassen, das Bayerische Reinheitsgebot. Und es ist zwischenzeitlich keineswegs verstaubt. Im Gegenteil, bis heute werden beim Brauen ausschliesslich Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet. Also nur natürliche Zutaten, ist dann Bier gesund? 

Erst vor einigen Tagen war ich wieder einmal in Bayern. Immer wieder aufs Neue stelle ich fest, dass dort sehr viele Männer einen Bierbauch tragen. Wo kommt der berühmte Bierbauch eigentlich her? Gut, die Auswahl an Brauereien, Sorten und Spezialitäten sind vielfältig; in Zahlen: 631 Brauereien, mehr als 40 verschiedene Sorten und circa 4'000 Markenspezialitäten. 

Dabei kommt der Bierbauch gar nicht unbedingt vom Bier. Mit Bier hat er gar nicht zwingend etwas zu tun. Der Bierbauch kommt daher dass zu viele Kalorien zu sich genommen werden. Ein typischer Besitzer eines solchen Bauches trinkt nicht nur gern Bier sondern liebt auch noch essen. Schön ist eine solche Hopfen-Wampe nicht, obwohl das Bier nicht alleinig dafür verantwortlich ist. Ich finde es schade, dass dieses Kulturgut, wie schon der Name sagt, am Bierbauch schuld ist. «Zum Wohle».


Free Hugs

Samstagabend in Chur. Gerade findet das «Street Food Festival statt.» Ein buntes Treiben, Buden mit einem vielfältigen Angebot an Speisen. Es reicht von Waffeln über Asiatisches, bis hin zu einem Strudelbäcker. Doch plötzlich wird meine Aufmerksamkeit von den Ständen weg gelenkt. 

Vor dem Bahnhofsgebäude stehen zwei Personen. Ein junger Mann und eine junge Frau. Beide halten Sie ein Schild aus Karton in den Händen, auf dem «free Hugs» geschrieben steht. Das begeistert mich. Ich gehe gleich zielstrebig auf die Beiden zu und hole mir meine Umarmungen ab. Ich finde die Idee genial und komme auch schnell mit den Zweien ins Gespräch. 

Damit ich dieses Bild noch etwas beobachten kann, platziere ich mich etwas abseits. Es ist interessant. Die meisten Leute schauen zwar, laufen weiter und bleiben erst dann mit einem Sicherheitsabstand stehen und gaffen. Andere schauen beschämt, schütteln mit dem Kopf und nur ganz wenige lassen sich darauf ein, umarmt zu werden. 

Nun bin ich an der Reihe. Ich löse ihn spontan für eine kurze Pause ab. Aus dieser Perspektive ist es noch spannender die Menschen zu beobachten. Mir gefällt es so gut, dass ich sie auch gleich noch ablöse. Spannend. Die Umarmungen verlaufen wie in Wellen. Es dauert lange, bis sich jemand traut, sich seinen «hug» abzuholen, erst dann machen auch andere mit. Ein tolles Erlebnis.



Dienstag, 3. Mai 2016

Box-Sack

Er hängt! Mein Box-Sack, den habe ich mir schon lange gewünscht! Letzte Woche dann, habe ich mich endlich damit beschäftigt und im Internet gesurft. 

Erschlagen von den vielen Angeboten, habe ich mich schliesslich für ein Modell entschieden. Am Mittwochabend nach dem Sport sendete ich die Bestellung ab.
Als ich am Freitag im Laufe des Tages an meinem Briefkasten vorbeilaufe, sehe ich ein grosses Paket. «Das Paket ist ja an mich adressiert», stelle ich fest. «Cool, denke ich mir, mein Box-Sack ist da! Und das, pünktlich zum Wochenende. Perfekt!». 

Also, versuche ich das Paket vom Briefkasten zu hieven und bemerke, dass der Inhalt ganz schön schwer ist. Nach langem hin und her bewegen der Kiste, schaffe ich, dass sich das Paket ein Stück zu verrutscht und plötzlich, plumps, fällt der Karton auf meinen rechten Fuss. Autsch. Glücklicherweise konnte ich ihn noch ein Stück nach hinten schieben, bevor das braune Stück auf meinen Zehen landet. Wenigstens habe ich das Paket nun schon einmal auf dem Boden. 

Anheben, keine Chance, es ist ein richtiges Ungetüm. Nun ja, so entschliesse ich mich das Paket bis zu meiner Wohnung zu ziehen. Die Idee funktioniert nur einige wenige Meter, denn plötzlich reisst der Deckel. Also, stehe ich vor einer neuen Herausforderung. Mit viel zerren und ohne Rücksicht auf Verluste, schaffe ich den Box-Sack bis zu meiner Wohnung zu manövieren. Vor der Wohnung wartet aber noch eine Stufe auf mich. Mit viel Kraft schaffe ich auch diese Hürde und endlich, der Box-Sack ist in meinen vier Wänden angelangt. 


«Und jetzt?», geht es mir durch den Kopf. «Darf ich überhaupt ein so grosses Loch in die Decke bohren? Was meint wohl der Vermieter dazu? Eine Bohrmaschine besitze ich auch nicht.» Gut, denke ich mir, «Typisch, Ich in Aktion. Mir kommt ein Bild in den Sinn, welches Michel Schlim oft verwendet: «Du bist wie ein Mann. Du kommst in einen Raum und siehst einen Holzklotz, einen Nagel und daneben einen Hammer liegen. Ohne zu zögern nimmst du den Hammer in die Hand und schlägst den Nagel ins Holz. Einfach drauf los, ohne kurz inne zu halten, wozu die drei Gegenstände sonst noch zu gebrauchen sind». «Willkommen in meiner Welt», denke ich. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zum Vermieter zu gehen und zu fragen, ob ich einen Box-Sack in der Wohnung aufhängen darf. Also, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und gehe in sein Büro. 

Leider ist er gerade nicht erreichbar, weshalb ich ihm eine Nachricht bei seiner Sekretärin hinterlasse. «Ich habe eine Frage, ich würde gerne etwas in meiner Wohnung aufhängen und fragen, ob das okay ist.» «Ich richte es ihm aus, dass Sie ein Bild aufhängen möchten. Wir melden uns bei Ihnen, erwidert sie. «Bild? Nein, ich möchte einen Box-Sack aufhängen, kein Bild, kommt mir schüchtern über die Zunge.» Drei Stunden später habe ich noch nichts gehört, deshalb entschliesse ich mich nochmals ins Büro des Vermieters zu gehen. Die nette Dame teilt mir strahlend mit:«Kein Problem, Sie können ihren Box-Sack aufhängen. Benötigen Sie Hilfe?» «Puuhh, kommt mir der Gedanke, zum Glück fragt sie mich das. Ja, etwas Unterstützung wäre toll», antworte ich. Sie beauftragt einen Mitarbeiter, mit mir zu kommen, um mir beim Aufhängen zu helfen. 

Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend, wird ein Mitarbeiter beauftragt, mir zu helfen. Seine Stimmung bebt nicht gerade. In meiner Wohnung angekommen, sagt der Mitarbeiter zu mir, «Was, so einen Sack willst du bei dir aufhängen? Bist du gefährlich? Muss ich jetzt Angst haben». «Nein, du musst keine Angst vor mir haben. Es ist alles okay, Ich wäre einfach nur sehr froh, wenn wir dieses Ding aufhängen könnten». Er klopft gegen die Decke, ist sich unschlüssig, ob hier überhaupt ein solch schwerer Sack aufgehängt werden kann und sagt schliesslich: «Ich muss erst abklären, ob hier überhaupt etwas festgemacht werden kann. Wahrscheinlich ist die Decke aus Gips. Würden wir ein Loch bohren und den Box-Sack befestigen, besteht die Gefahr, dass die Decke reisst». 

Also, geht er nochmals hoch ins Büro, um seinen Chef um Rat zu fragen. Einige Minuten später kommt er mit einem Lehrling im Schlepptau zurück. «Es sollte kein Problem sein, hier ein Loch zu bohren». Das Bohren beginnt. Plötzlich stoppt er. «Der Bohrer ist zu kurz. Ich muss mich erst um einen längeren Bohrer kümmern, dass klappt heute nicht mehr. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende». Perplex, stelle ich ihm die Frage, ob wir nächste Woche weiter machen. Er antwortet mir «Gib mir doch bitte deine Telefonnummer damit ich mich bei dir melden kann, sobald es weiter gehen kann». Ich schreibe ihm meine Nummer auf und hoffe, bald wieder etwas von ihm zu hören.

Es ist Montagnachmittag und bisher hat sich noch niemand gemeldet. Am späten Nachmittag stehe ich wieder im Büro des Vermieters. Jetzt sitzt eine andere Sekretärin am Schreibtisch. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Geschichte erneut zu erzählen. Sie blickt ich mich genauso ungläubig an, wie ihre Kollegin am Freitag. Nach einigem hin und her, kommt der Mitarbeiter vom Freitag und teilt mir mit: «Ohne einen längeren Bohrer kann ich nichts machen». Er fragt einen seiner Kollegen, ob er eine Idee hat, doch dieser läuft einfach weiter, ohne zu antworten. Enttäuscht gehe ich wieder in meine Wohnung und lese in meinem Buch weiter.

Plötzlich stehen drei Männer vor meiner Wohnung. Mit Bohrmaschine, Staubsauger und Werkzeugkoffer bepackt. «Allegra, wir sollen bei dir etwas aufhängen». «Genau, hier ist der Box-Sack, der befestigt werden muss.» Auch ihr Blick ist ungläubig: «Was willst du denn mit einem solchen riesen Ding?» Langsam bin ich es leid, immer wieder das Gleiche zu berichten, deshalb entscheide ich mich, einfach zu antworten «Ich möchte diesen Sack aufhängen».

Die Beiden beginnen ein Sackloch in die Gipsdecke zu fräsen und anschliessend mit einem dünneren Bohrer das Loch für den Haken zu bohren. Keine zehn Minuten später hängt mein Box-Sack. Endlich das Abenteuer Box-Sack kann beginnen. 


Dienstag, 26. April 2016

Alles Audi oder was?

An der Wand befinden sich die wichtigsten Instrumente im Blickfeld eines Autofahrers. Ein Tachometer, ein Drehzahlmesser, Kontrolleuchten, eine Kraftstoffanzeige. Zwischen Drehzahlmesser und Tachometer ist ein Flachbildschirm-TV an der Wand angemacht, als sei er das Display des Bordcomputers. Seitlich davon, ein Audi-Autositz mit Gurt. An der gegenüberliegenden Wand sind zwei Lenkräder befestigt. Ein Hotelzimmer im Audi-Quattro-Stil. Beim Schweifen des Blicks über das Zimmer, fällt das Augenmerk auf Details. Das Badezimmer hat als Fenster zwei Audi-Felgen. Am Boden steht sogar ein Audi-Bobby-Car und im Schreibtisch sind als besonderes Detail noch zwei Audi-TT-Tankdeckel eingebaut. Das ist «Audi-Feeling pur»! Da habe ich mir aber ein schnelles Zimmer gebucht, kommt mir der Gedanke.



Montag, 25. April 2016

Die Verkündung zum «Reinen Bier»

500 Jahre «Malz, Hopfen und Wasser»
Ein sehenswertes Spektakel:



Mittelalterliche Schlägerei




«500 Jahre reines Bier», ein Fest. Wie der Name schon assoziiert, es handelt nicht nur über sondern auch von ganz viel Gerstensaft. Freitagabend, Ingolstadt. Der erste Tag der Feierlichkeiten. Angela Merkel war heute auch schon hier und hat mit der Audi-Stadt auf 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot angestossen. Angela selbst habe ich zwar nicht mehr angetroffen, dafür bin ich zu spät angereist. Das ist sekundär, Bier ist noch vorhanden und die Feierlichkeiten sind noch in vollem Gange. Die gesamte Altstadt ist voll mit Menschen, das Wetter ist mild, tolle Voraussetzungen für das grosse Fest, welches in den alten Gassen gefeiert wird. Überall sind Menschen, Essensstände, Bierschänken, Bänke und Tische zu sehen. An verschiedenen Plätzen sind Bühnen aufgestellt, auf denen Künstler im Mittelalter-Stil Ihre Performance zeigen. Gaukler, altertümliche Gesänge. Die keltisch-mittelalterliche Band mit dem Namen «Trollfaust» zieht mich in Ihren Bann. Zwar sind die Texte sehr dunkel, es wird vom Teufel und dem Tod gesungen. Neben eigens komponierten Songs singt die Band auch Lieder aus geschichtlichen Überlieferungen des alten Europas. Die Stücke sind tanzbar, rhythmisch und wild, wie die Bandmitglieder. Es ist wirklich sehr schön, hier zu zusehen und einen Sitzplatz in der Menschenmenge konnte ich auch ergattern. Gebannt schaue ich dem Treiben auf der Bühne zu. Schräg vor meinem Platz tanzen wild kostümierte Gäste auf Tisch und Bank. Wahrscheinlich schon zu viel Bier denke ich mir. Genau in diesem Moment geht es los. Ein Passant vom Nachbartisch, auch verkleidet, packt einen der Partyfreaks am Kragen, reisst ihn vom Tisch und los geht die Schlägerei. Die anderen Gäste schauen gespannt, wie es weiter geht. Sie rangeln und einige Besucher und Kollegen der Beiden versuchen sie zu trennen. Ohne Erfolg. Doch plötzlich, stoppen die Zwei, ein Mobiltelefon wird gezuckt und die Taschenlampe angestellt. Einer der Beiden hat seine Brille verloren. Nun suchen die Zwei die Brille, die Schlägerei scheint vergessen zu sein. Nachdem die Sehhilfe gefunden ist, umarmen sich die beiden Prügelknaben und gehen getrennte Wege. Vielleicht wurden im Mittelalter Schlägereien so abgehalten, frage ich mich und muss schmunzeln.








Goldknopfgasse



Pflastersteine, alte Gebäude, enge Gassen, eine Altstadt. Die Rede ist vom alten Stadtteil von Bayerns und Deutschlands jüngster Grossstadt. Ingoldstadt. Der historische Stadtkern ist weitgehend erhalten. sehr gepflegt. Besonders ist es, wenn man auf dem Weg zur Altstadt unterwegs ist, denn hier hat sich die Stadtentwicklung eine tolle Idee einfallen lassen. Der alte Kern wird von einem grünen Gürtel umringt. Es macht Freude, die schön erhaltenen Häuser zu bestaunen. Die engen Gassen, das Lesen der Namen der Gassen. Am meisten gefällt mir der Name «Goldknopfgasse». Auf mich wirkt der historische Ort mystisch und königlich, es war ja auch nicht umsonst einer der bedeutsamsten Orte des königlichen Bayerns.

Schanzer Rutschn - Herrenbräu





Ein Fest «zum reinen Bier» - 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot. Menschen, überall sind Menschen mit mindestens einem Bierkrug in der Hand. Die Festlichkeiten finden im freien, mitten in der Altstadt der Audi-Metropole, Ingolstadt, statt. Es wird langsam dunkel und mittlerweile beginnt es stärker zu regnen und kälter zu werden. Einige Besuchergruppen trotzen, fest eingepackt noch im freien unter Sonnenschirmen dem kühlen Nass. Mir ist es zu frostig und ungemütlich, um mich weiterhin Draussen aufzuhalten. Als Alternative bieten sich die Restaurants in der Altstadt an, doch die Idee hatten auch schon andere. Mit dem Ziel irgendwo noch einen Unterschlupf zu finden, geht es los. Vor einem Restaurant namens «Schanzer Rutschn» stehen bereits einige Besucher. 
Wir laufen einfach daran vorbei. Im Inneren des Gasthauses besteht die Möglichkeit via Steintreppe oder hölzerner Rutsche in den Gastraum im Gewölbekeller zu gelangen. Wir entscheiden uns für die Treppe, obwohl mich die Rutsche schon auch interessiert hätte. Unten angekommen, stellen wir fest, dass der riesige Gastraum bis auf den letzten Platz voll besetzt ist. Bei genauerem Hinsehen ist er sogar übervoll. Wir laufen weiter, versuchen unser Glück, trotz des Andrangs noch irgendwo eine Nische zu finden. Plötzlich, da, an der Bar, werden zwei Plätze frei. Nichts wie hin, dieser Platz gehört uns! Endlich, wir sitzen. Jetzt gönnen wir uns erst einmal ein Bier, kein normales Blondes, nein, das dunkle Festbier 1516, einfach lecker. Langsam kommt Hunger auf, es ist zwischenzeitlich auch schon fast 20.00 Uhr. Doch irgendwie bin ich skeptisch, denn kann bei einer solchen Massenabfertigung das Essen wirklich in seiner Qualität und seinem Geschmack stand halten? An einem solchen Tag wird den Mitarbeitenden im Service Enormes abverlangt. Und trotzdem, alle Mitarbeiter der «Schanzer Rutschn» lächeln. Ein interessantes Bild, denn bisher wurden wir selten in Ingolstadt in einem Restaurant mit Lächeln beschenkt. Mit winken und Blickkontakt schaffe ich, von einer Servicekraft eine Speisekarte zu erhalten. In diesem Lokal passt einfach alles zusammen, die Liebe zum Detail macht sich bemerkbar. Die Speisekarte ist auf einem Brotzeitbrett angemacht. Einfach herzig, eine tolle Idee! Also beschliesse ich es zu wagen und etwas zu Essen zu bestellen. Nun, wo der Entschluss gefasst ist, ist keine Bedienung mehr zu finden. Hinter dem Tresen steht Mann, könnte der Chef sein, denke ich mir, er macht 

den Eindruck alles im Griff zu haben. Also, hebe ich ihm die Speisekarte entgegen. Er nickt mir zu und schon im selben Augenblick kommt eine Bedienung und nimmt die Bestellung auf. Jetzt bin ich gespannt, was mich auf dem Teller erwartet. Ich bin begeistert. Es ist frisch, sehr lecker, trifft genau meinen Geschmack. Beim Umschauen im Gastraum ist noch immer die Hölle los, Essen über Essen werden an die Tische gebracht und ich kann es nicht glauben, die Qualität und der Geschmack sind hervorragend! Wie schmeckt wohl das Essen, wenn mal nicht so viel Trubel herrscht? Ein Grund nochmals nach Ingolstadt zu kommen, das Gasthaus «Schanzer Rutschn», das ist meine Nummer Eins. Und zum Abschluss nehme ich natürlich nochmals die Rutsche.

Sonntag, 24. April 2016

500 Jahre und gar nicht veraltet

23. April 1516. Ein wichtiger Tag für den Gerstensaft, denn an diesem Tag haben die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. das «Bayerische Reinheitsgebot» in Ingolstadt erlassen. Die Brauvorschrift wurde geboren. Bier darf seit dem nur aus den Inhaltsstoffen: Malz, Hopfen und Wasser gebraut werden. Ingolstadt nutzt das 500-jährige Jubiläum und feiert vom 22.-24. April 2016 ein «Fest zum reinen Bier». Doch das heutige Gebiet des Freistaat Bayern existiert erst seit dem Jahr 1806, seither gehört auch die Region Franken dazu.

Beim Thema Bier darf natürlich die Bierstadt Bamberg auf gar keinen Fall Fehlen. «Franken. Heimat der Biere» mit diesem Slogan wird beworben. In Bamberg wurde bereits 27 Jahre früher ein eigenes, gleichlautendes Reinheitsgebot erlassen. Der urkundliche Beweis aus dem Staatsarchiv Bamberg liegt vor: Fürstbischof Heinrich III. verfügte am 12. Oktober 1489 in einer «Umgeldordnung», dass im Stadtgebiet Bamberg für das Brauen von Bier «nichts mere denn Malz, Hopfen und Wasser» zu nehmen sei.

500 oder doch schon 527? Eigentlich spielt es keine Rolle. Bamberg hat eine ganz besondere Biertradition, denn diese Region ist nicht nur im Bezug auf ihre Brauereidichte und ihr vielfältiges Biersortiment weltweit führend. Neben circa 70 mittelständischen und von familiengeführten Brauerein, befinden sich zwei Mälzerein, sowie die älteste Brauereimaschinenfabrik in Bamberg's Stadtgebiet. Ein Biermekka mit einer aussergewöhnlichen bierspezifischen Kompetenz mit internationaler Reichweite. Der goldene Saft als Kulturgut und jede Menge Bierlerlebnisse sind garantiert.


Samstag, 16. April 2016

Löwenzahn



Plötzlich ist er da. Der Löwenzahn. Heute bemerkte ich zum Ersten Mal, dass auf der Wiese vor meiner Wohnung der Löwenzahn blüht. Zwar war ich auch in den letzten Tagen viel in der Natur, aber meine Aufmerksamkeit wurde bisher nicht auf die gelb blühende Pflanze gelenkt. Wir alle kennen ihn, dieses häufig vor kommende Wildkraut wächst neben Wiesen auch an Wegrändern, in Gärten, besiedelt schnell Brachflächen, Schutthalden und Mauerritzen. Eine interessante Pflanze, oftmals auch verflucht. Vor allem, wenn sie an Orten wächst, die wir gar nicht toll finden. Dabei ist der Löwenzahn eine sehr bemerkenswerte Pflanze, mit einer tollen Schutzfunktion. Während der Blütezeit schliesst sich in der Nacht, bei Regen, oder auch bei Trockenheit der Blütensstand. Bei genauerem Hinschauen, ist es eigentlich eine tolle Funktion, von der wir uns auch das eine oder andere abschauen könnten. Interessant, denn die Schweizerische Nationalbank hat sich bei den neuen CHF 50.- Banknoten
auch für ein Löwenzahnmotiv entschieden. 



Donnerstag, 14. April 2016

Littering

Scuol, ein Dorf mit einem Naturschatz, dem Mineralwasser, 1369 erstmals erwähnt. Das Element Wasser prägt den Charakter des Örtchens. Gesunde Natur und viel Wasser. Umso trauriger ist es, wenn die gratis Becher, die beim Engadin Bad Scuol bereit stehen, einfach achtlos ins Gebüsch oder auf den Gehwegen geworfen werden. Mit diesem Bild bin ich heute auf dem Arbeitsweg in den Tag gestartet. «Littering» ist gerade in aller Munde. Lange haben wir darauf gewartet, um dort das Wasser in der Trinkhalle des Bogn Engiadina einfach trinken zu können. Seit letztem Jahr ist es nun soweit, für mich persönlich ein wahrer Luxus und dann noch gratis. Trinken, soviel das Herz begehrt. Zu einem weiteren wichtigen Wasser in Scuol zählt der Inn. In Scuol Punt liegt ein schöner Flecken direkt am Inn, an dem kurz die Natur genossen werden kann. Auch hier bin ich vorgestern über einen Haufen Müll gestossen. Nein, es geht überhaupt nicht darum verspiesste Öko’s zu werden. Mir persönlich macht es keine Freude, an einem Ort Ferien zu machen oder zu leben
, der unordentlich daherkommt. Haben Sie es nicht auch gerne schön? 

Montag, 11. April 2016

Ein kleiner Held

Ein fröhliches Pfeifen lässt mich aufhorchen. «Wo kommt das wohl her?», frage ich mich. Mein Blick schweift auf den Spazierweg, der unterhalb meiner Terrasse vorbeiführt. Dann sehe ich ihn. Einen Jungen, verträumt läuft er umher. Wahrscheinlich ist er gerade auf dem Nachhauseweg, denke ich mir. Seine Jacke trägt er wie einen Umhang. Über seinem Kopf hängt die Kapuze, die Ärmel der Jacke sind lose in der Luft. In jeder Hand hält er ein grünes, frisches Blatt eines Baumes. Er nimmt mich gar nicht wahr, ist so vertieft, in seiner Welt gefesselt. Mir kommt das Bild eines fiktiven Superheldens, wie Superman, in den Sinn. Seine Jacke stellt einen Umhang dar, die Arme in der Luft, weit von sich gestreckt und in jeder Hand ein Blatt. So, als ob er gleich abhebt, durch die Luft schwebt und wie Supermann jemanden gleich retten will. Witziger weise ist der Dreikäsehoch ganz in grün gekleidet. Grüne Hose, grüner Pullover, grüne Jacke und hat dann noch zur Vollendung in jeder Hand ein grünes Blatt. Vielleicht stellt er für sich, in seiner kindlichen, unbeschwerten Welt, den neuen «Öko-Superman» dar, geht mir schmunzelnd durch den Kopf, einfach herzig. 

Sonntag, 10. April 2016

Kommunikation 3.0

Heute wird nicht gekocht. Pizza-Essen ist angesagt. Im Restaurant Platz nehmen, bedient werden, nicht einkaufen und abspülen. Sie treffen sich zu einem frühen «Z'nacht». Beim Eintreten ins Lokal sind schon einige Gäste anwesend. Es ist immer wieder aufs Neue beeindruckend andere Menschen zu beobachten, ein Restaurant ist hierfür der ideale Ort. An einem Tisch sitzt eine Familie, Vater, Mutter und drei Kinder. Die Kinder spielen «Chau Sepp», die Eltern nutzen die Zeit, um den Abend zu geniessen. Beim Bestellen der Getränke des jüngsten Kindes, schleicht mir ein Lächeln übers Gesicht. Er bestellt auf Romanisch, mit voller Überzeugung.«Eu vess jent ün'aua dal bügl da bagnera per plaschair/Ich hätte gerne Mineralwasser vom Brunnen Bagnera», sagt er. Ich finde das super, richtig putzig, ein echter Scuoler, der das kostbare Wasser schon in seinem jungen Alter zu schätzen weiss. Natürlich kann das Restaurant kein Brunnenwasser ausschenken, er entscheidet sich für Wasser vom Hahn, Aua da la spina. Es schaut so aus, als ob die Erwachsenen das Essengehen dazu nutzen, um sich unterhalten zu können. Ein sehr schönes Bild, einfach harmonisch. Nun wird meine Aufmerksamkeit auf ein junges Paar gelenkt, dass am Nebentisch platz nimmt. Kaum am Tisch angekommen, werden sofort die Handys in die Hände genommen. Auch, als die Service-Dame die Speisekarte bringt, wird fast nicht vom Display aufgeblickt. Die beiden wechseln kein Wort, starren gebannt auf ihre Natels. «Vielleicht unterhalten sie sich ja via What's App», kommt mir der Gedanke und finde es traurig, dass die Kommunikation heute keinen hohen Stellenwert mehr hat. Beim Bestellen, wird auch nur kurz und knapp, fast wie in einer What's App-Nachricht, gesprochen, kein Danke. Die Bestellung ist noch gar nicht fertig durchgegeben, wird der Blick wieder aufs Handy gerichtet. Schade, denke ich mir, nun wäre doch ein richtiger Zeitpunkt für die Beiden, um den Moment zu geniessen, im hier und jetzt, miteinander zu sprechen und nicht in die irreale der Welt des Internets einzutauchen, gar stecken zu bleiben. Zwei tolle Bilder bleiben mir von diesem Abend im Gedächtnis. Eine Familie, die die Kommunikation lebt und das Gegenteil, Kommunikation 3.0.  

Hauptstadt-Experience

«Curry 36.» Dort, sagt man, gibt es die beste Curry Wurst. Bei einem Besuch in Berlin, ohne Curry Wurst, ist wie ein Besuch in Italien ohne Espresso. Also, ran an die Wurst, an die Curry Wurst. 

Wenn schon denn schon, wenn sündigen, dann richtig. Sie bestellt eine Curry Wurst ohne Darm mit Pommes rot/weiss. Das hört sich schon ekelig an, wenn die Verkäuferin fragt «möchten Sie die Wurst mit oder ohne Darm? » Am liebsten hätte sie die Bestellung rückgängig gemacht. Rund um die Imbissbude von «Curry 36» stehen viele Passanten, Berliner, Touristen, alte wie junge, ein richtiges Multikulti. Sie isst ihre Curry Wurst direkt am Stand, denn dort, kann sie besser beobachten, stellt sich zu einem circa 70-jährigen Ehepaar. Beide essen eine Curry Wurst. Er mit Brötchen, sie mit Pommes. Sie dreht sich um, eine Gruppe junger Französinnen beim Bestellvorgang, hier ein junger Mann mit Anzug und Krawatte, dort ein paar Schulkinder. Faszination Curry Wurst, eine Wurst, die verbindet.

Weiter geht es zu einem Laden, den sie am Vorabend bereits bestaunt hat, ein Laden namens «Verbrauchermarkt Ullrich» direkt am Bahnhof «Zoologischer Garten». Ein Verbrauchermarkt, wer benutzt heute noch so ein altbackenes Wort, bei all den Anglizismen? Vor dem Einkaufsladen liegt ein Penner, mitten auf der Strasse und schläft. Er liegt in einem Schlafsack, die Passanten laufen einfach vorüber. Was, ist, wenn es dem nicht gut geht, er vielleicht schon tot ist, merkt das überhaupt jemand? Ihr kommt das Buch «Die Kinder vom Bahnhof Zoo» in den Sinn, das genau an diesem Ort spielt. Ein Umschlagplatz der verschiedensten Kulturen und sozialer Schichten. Das Umfeld scheint mit sich beschäftigt, in Eile, am Mobil-Telefon, beim What’s-Appen, beim Stadtplan oder U-/S-Bahn-Plan lesen. Sie entscheidet sich trotzdem in den Verbrauchermarkt hinein zu gehen, einmal in Berlin, da gehört eine solche Erfahrung dazu, sagt sie sich. Beim Betreten des Ladens steht ein Security-Mitarbeiter, der die Passanten mit einem freundlichen «Herzlich Willkommen» begrüsst. Damit hat sie nicht gerechnet. Beim Verlassen des Geschäfts, nachdem sie sich ein Getränk gekauft hat, öffnet der Security-Mitarbeiter die Türe und wünscht «einen schönen Nachmittag und ein schönes Wochenende». Diese Erfahrung ist sehr überraschend, da sonst in dieser Stadt alles äusserst anonym abläuft. 

Mit einem Lächeln im Gesicht geht sie weiter, sie möchte heute noch nach Ost-Berlin, das restliche Stück Mauer, welches das Land drei Jahrzehnte geteilt hat, anschauen. Mit der U-Bahn geht es Richtung Ost-Berlin, aber mit welcher? Schlesisches Tor, dort ist ihr Ziel. Auf dem Weg in die U-Bahn kommt sie an einem Büro der Berliner Verkehrsbetriebe vorbei. Spontan entscheidet sie, dort zu fragen. Die Mitarbeiter begrüssen sie freundlich und herzlich, sie soll sich bitte Setzen. Auf der Lehne des Stuhls steht «hier sitzt ein VIP». «Toller Einfall», geht ihr durch den Kopf und fragt nach dem Weg. «Sie müssen eine Station mit der U-2 Richtung Pankow fahren, dort steigen sie in die U1 Richtung Warschauer Strasse um und steigen am Schlesischen Tor aus. Etwas unbeholfen blickt sie die Mitarbeiterin der Berliner Verkehrsbetriebe an, sodass diese aufsteht und mit ihr zur U-Bahn Nummer 2, Richtung Pankow läuft. Dort verabschieden sie sich.

«Geschafft», denkt sie sich, Warschauer Strasse, hier aussteigen. Noch gar nicht richtig aus der U-Bahn gestiegen, kommt ein grosser, sportlicher Mann, ganz in schwarz, wie ein Security, auf sie zu. Kurz hält sie die Luft an, dann will der Mann nur den Fahrschein sehen. Kein Problem, sie hat sich einen gekauft. 


Weiter geht es. Richtung alter Mauer, aber wo soll die sein? Erst einmal aus dem U-Bahnhof heraus, auf die Strasse. Die Gegend Berlin’s ist nicht so gepflegt, wie um den Alexanderplatz, oder am Kudamm. Sie läuft einfach einmal in eine Richtung, findet auch nach circa 30 Minuten und einigen kleinen Umwegen, endlich, die Mauer. Unglaublich, eine 3.6 Meter hohe und 10 Zentimeter dicke Betonmauer, hat während 28 Jahren über das Schicksal von Menschen entschieden? Ein Schaudern läuft ihr über den Rücken, alleine die Vorstellung, das da, wo sie momentan steht Realität war. Fast 30 Jahre lang! Mitten in einer Strasse wurde eine Mauer gebaut. Eine Mauer, die über Menschenleben bestimmt. Die Gegend ist sehr schön, der Fluss, der letzte geschützte Streifen der Mauer, viele schöne Graffiti. An der Mauer ist es recht windig deshalb entscheidet sie sich noch etwas weiter zu gehen, dieses Stadtviertel zu erkunden.