Samstag, 28. Mai 2016

Biera Engiadinaisa

Tag der offenen Brauereitür in Martina - Biera Engiadinaisa. Ein Fest für Einheimische und Gäste. Neben einer Besichtigung des Sudhauses unter fachkundiger Betreuung des Braumeisters Andreas Merk, ist im unteren Stockwerk, dort, wo die Abfüllanlage steht, eine Festwirtschaft aufgebaut. 

Bier, ein für mich spannendes Getränk. Vor allem in diesem Jahr ist der Gerstensaft ein grosses Thema. Vor knapp einem Monat wurde im Bayerischen Ingolstadt das 500-jährige Jubiläum des ältesten Lebensmittelgesetzes der Welt gefeiert. 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot. Was bedeutet das für das wohl für die Tschliner Bieridee? 

Der aktuelle Braumeister der Bieraria Engiadinaisa stammt aus dem Bayerischen Augsburg. Er hat sozusagen schon aufgrund seiner Wurzeln das traditionelle Brauen im Blut. Fünf Jahrhundert Bier mit seinen immer gleichen Bestandteilen: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, das klingt schon fast langweilig. Ist es aber ganz und gar nicht. Das Tschliner Bier ist keineswegs ein Standardgetränk, wie wir es von den grossen Bierkonzernen kennen. Im Gegenteil, im Tschliner Bier steckt Leidenschaft. 

Gekonnt wird mit den vier Zutaten gespielt und neue Geschmackserlebnisse entstehen. Die Braukunst in ihrer Kreativität wird vom Braumeister Andreas Merk gelebt. So hat er neben dem «normalen BE» auch ein «Craft-Beer» ins Sortiment gebracht. Das Engadin Pale Ale, ein IPA. Charakteristisch für das India Pale Ale ist die Harmonie zwischen Hopfenaroma, Bittere und Malzkörper. In den USA gilt das hopfenbetonte Bier als Flaggschiff in der Craft-Beer-Bewegung. 

Auch Früchte, Kräuter und Gewürze sind interessante Zutaten im Bier. Diese Art von Brauen hat ihre Tradition in Belgien, zum Beispiel beim Witbier. Im Brauprozess oder während der Lagerung werden weitere Zutaten hinzu gegeben. Andreas Merk nimmt für seine Kreation Koriander und Orangenschalen. Neben diesen Kreativbieren verkauft die Bierria Engiadaisa auch noch ein bernsteinfarbenes Bier, namens Ambra. Passend zur Jahreszeit werden weitere Spezialbiere gebraut.

Bier ist also nicht nur ein Getränk. Bier ist Leidenschaft. Bier ist Genuss und Bier ist Vielfalt. Gespannt erwarten wir die Spezialbiere und lassen uns von weiteren Geschmackserlebnissen der Bieraia Engiadinaisa überraschen.

«Be-ziehungs-weise»

Beziehungsweise. Ein Wort, das wir in unserem Alltag in der gesprochenen und geschriebenen Sprache oft verwenden. Doch was bedeutet es eigentlich? bzw./beziehungsweise «oder, oder vielmehr, genauer gesagt, besser gesagt, und im anderen Fall». Die A-Capella-Theatergruppe «Urstimmen» nimmt in ihrem aktuellen Stück die Bedeutung «beziehungsweise» genauer unter die Lupe. 

Das Stück wird in der Scheune des Biohofs der Familie Clalüna gezeigt. Dort, wo einst Stroh gelagert wurde, sitzen nun die Gäste auf Strohballen. Es duftet nach Heu und Stroh. Es geht los. Vier junge Künsterlinnern und Künstler kommen auf die Bühne. Gleich von Beginn an bin ich fasziniert, welch tolle Geräusche einzig mit dem Organ der Stimme möglich sind.

Die Urstimmen singen aber nicht nur. Vielmehr, sie zeigen geschickt Werke aus A-Capella und Schauspiel. In ihrem Programm «Beziehungsweise» zerlegen sie die verschiedenen menschlichen Beziehungen bis ins kleinste Detail. Ironisch, provokativ, sarkastisch, frei heraus und tiefsinnig werden die Themen Liebe und Beziehung singend und schauspielerisch durchleuchtet. Das Repertoire reicht vom Beziehungskiller, über aktuelle Befindlichkeiten bis hin zu Liebe. 

Mit Witz und Sinn, vergehen die knapp 90 Minuten wie im Fluge. Es wird gelacht, geklatscht und mitgesungen. «All you need is love» und «free hugs» werden den Gästen am Schluss noch mit auf den Weg gegeben. Ein tolles Stück! 

Allein und doch nicht einsam

Ustaria la Stalla, Ardez. Auf dem Hof angekommen, begrüsst mich ein freundlicher Herr, der auf einem Stuhl hinter einem Camping-Tisch sitzt. Schnell stelle ich fest, dass dieser für die Einlasskontrolle zuständig ist. Also, zeige ich ihm mein Ticket. 

Ich bin der erste Gast und alleine unterwegs, eine zusätzliche Challange für mich. Schnell komme ich mit dem netten Herrn, Hans Peter heisst er, ins Gespräch. Er ist der Geschäftsführer vom Verein «hoftheater.ch». Sein Sohn, Cyrill, arbeitet als technischer Leiter. Für mich ist es spannend, neue Menschen kennen zu lernen und auch einmal die Perspektive wechseln. 

Schnell sitze auch ich am Camping-Tisch und befestige einigen Gästen die Einlass-Bändel am Handgelenk. Eine Erfahrung, die ich, wenn ich nicht alleine unterwegs gewesen wäre, bestimmt nicht erlebt hätte. 

Hof-Theater

Momentan sind die vier jungen Künstlerinnen und Künstler mit dem Verein hoftheater.ch auf Tournee. Einen Auftritt hatten die vier im Engadin, genauer, auf dem Bio-Bauernhof, Ustaria la stalla, der Familie Clälüna in Ardez. Die Vorstellung beginnt um 20.00h. Vorher haben die Gäste noch die Möglichkeit ein Abendessen aus der Bauernküche zu geniessen. 

Wo bis kurzem noch Schafe überwinter haben, wurde nun ein Teil des Stalls zu einer Besenbeiz ausgebaut. Im Stall wird ein typisches Essen aus der Bauernküche serviert: gemischter Salat, Schweinsgulasch mit Hörnli und Gemüse und als Abschluss hausgemachter Kuchen mit Kaffee. 

Als ich davon gelesen habe, wusste ich sofort, da möchte ich hin. Eine innovative Idee die, so finde ich, auf jeden Fall unterstützt werden muss. Leider konnte ich niemanden meiner Kollegen überreden mitzukommen, deshalb machte ich mich alleine auf den Weg. Und, es hat sich gelohnt, es war ein toller Abend!


Sonntag, 22. Mai 2016

«Aua minerala»

Wassser, ganz viel Wasser. Die Schweiz ist mit ihren Tausenden von Quellen auch als Wasserschloss Europas bekannt; in Zahlen: fünf Prozent der Süsswasservorräte von Europa lagern in der Schweiz. Mehr als 20 Quellen entspringen rund um die Unterengadiner Gemeinde Scuol.

Und das sind nicht irgendwelche Quellen. Auf einer Strecke von knapp sechs Kilometern entspringen rund 20 hochwertig mineralisierte Wässer. Im Jahre 1369 wurden diese Quellen erstmals schriftlich erwähnt. Ein wahrer Natur-Schatz also. Dank des Wassers gelang es dem Bauerndorf Scuol bereits im 15. Jahrhundert einen weiteren Wirtschaftszweig aufzubauen, den Bädertourismus. Bald war die Region als «Badekönigin der Alpen» im In- und Ausland bekannt.Ein natürliches Element also, legte den Grundstein, damit sich die Bergregion im Laufe der Jahrhunderte zu einem innovativen und touristischem Zentrum entwickeln konnte.

Auch heute, knapp 650 Jahre später, sind die Mineralquellen noch allgegenwärtig. So können an sechs Dorfbrunnen verschiedene Mineralwasser degustiert und abgefüllt werden. Manch andere Quelle kann in einem sogenannten Trinkhäuschen oder im Eingangsbereich des Engadin Bad Scuol einfach probiert werden. Die natürlichen Mineralien stehen einfach zur Verfügung. Ein Luxus, der oftmals in unserer globalisierten Welt vergessen geht.

Glückszahl «11»

Elf Brunnen, elf Kirchen, elf Museen und sogar eine eigne Uhr im Zeichen der Primzahl. Nur elf Ziffern und um elf Uhr läuten elf Glocken. Es scheint, die Zahl elf und Stadt Solothurn bilden ein untrennbares Gespann. Irgendwie ist die Zahl elf und ihre Vielfachen allgegenwärtig.

Auch die Solothurner Brauerei hat sich beim Namen von dieser magischen Zahl inspirieren lassen.
«Öufi-Bier», so nennt sie sich. Die Brauerei mit ihrer Beiz und dem Biergarten, mit einem grossen Industriekamin aus Klinker, ist ein ganz besonderer Fleck und hat mich in ihren Bann gezogen. Hier wird Bier in seiner Vielfalt grossgeschrieben. Die Anzahl der verschiedenen Sorten an Bier hat ausnahmsweise einmal nichts mit der Primzahl elf zu tun. Neben den festen Sorten: Lager, Orbi dunkel und Weizen, zählen mehr als 20 weitere saisonale Biere zum Sortiment. Unabhängig von der Zahl elf «Öufi-Bier» wird mit Leidenschaft gebraut. Brau-Kunst also, bei der die Kreativität an vorderster Stelle steht.



Freitag, 20. Mai 2016

«A U» in der Wunderburg


Wunderburg. Ein Stadtteil der Oberfränkischen Biermetropole Bamberg. Hier ist unter anderem seit 1670 die Brauerei «Mahrs Bräu» ansässig. Unglaubliche 346 Jahre Bierkultur und noch immer vorne mit dabei und in vierter Generation in den Händen der Familie Michel. Kaum zu glauben, dass sich ein solches Unternehmen in unserer globalisierten Welt erfolgreich mit Tradition und Wurzeln von grossen Bierkonzernen abheben kann. Mahrs Bräu - für mich einfach immer wieder schön, ob im Biergarten, an der Schänke oder im Restaurant. Hier fühle ich mich zu Hause.

Toll finde ich auch, dass hier mit nur zwei Buchstaben ein Bier bestellt werden kann. Bei der Bestellung einfach «A U» sagen, nein, nicht «au, wie autsch oder aua» sondern «A U». Der Buchstabe «A» steht für das Wort «ein» und «U» für «ungespun­de­tes», wie ungefiltert. «A U» also – wahrscheinlich die kürzeste Bier­be­stel­lung der Welt. Bitte wird in Franken nicht extra erwähnt, das ist in den beiden Buchstaben bereits als stilles Wort enthalten.

Wallfahrtskirche und Moschee

Inmitten des tief schwarzen Oberbayerns bin ich auf der Durchfahrt direkt an der Hauptstrasse auf eine Moschee getroffen. Anfangs muss ich zweimal hinsehen. In Garmisch-Partenkirchen, eine traditionelle Hochburg der CSU hat eine Moschee mit Minarett gebaut, kommt mir der Gedanke.

Kulturell betrachtet, kann der bekannte Wintersportort mit einer grossen Vielfalt punkten. Neben einem Hofbräustüberl, einer katholischen Wallfahrtskirche steht den Gästen und auch den Einheimischen auch eine Moschee mit einem acht Meter hohen Minarett zur Auswahl. Noch sehr gewagt, und das im schwarzen Bayern.


Brauner Humor

Schlendernd durch einen Wochenmarkt, stoppt mein Blick an einer Wurstbude. «Hää? Was habe ich da gerade gelesen?» schiesst es mir durch den Kopf. «Habe ich richtig gelesen?» Also, bleibe ich stehen, um nochmals in Ruhe die Wörter anzusehen. Auch jetzt entziffere ich das gleiche: «Brunners Räucherkammer-fränkische Spezialitäten». Ich muss schlucken und denke mir: der hat aber ziemlich braunen Humor.»

Eine runde Sache

Bier. In Bayern zählt es als Grundnahrungsmittel. Rund 215 Liter werden pro Kopf und Jahr vernichtet. Damit liegt der Freistaat auf Platz Eins beim deutschen Bierkonsum. Bayern hält noch weitere Rekorde, wenn es sich um den Gerstensaft dreht. 

1516 wurde das älteste Lebensmittelgesetz der Welt erlassen, das Bayerische Reinheitsgebot. Und es ist zwischenzeitlich keineswegs verstaubt. Im Gegenteil, bis heute werden beim Brauen ausschliesslich Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet. Also nur natürliche Zutaten, ist dann Bier gesund? 

Erst vor einigen Tagen war ich wieder einmal in Bayern. Immer wieder aufs Neue stelle ich fest, dass dort sehr viele Männer einen Bierbauch tragen. Wo kommt der berühmte Bierbauch eigentlich her? Gut, die Auswahl an Brauereien, Sorten und Spezialitäten sind vielfältig; in Zahlen: 631 Brauereien, mehr als 40 verschiedene Sorten und circa 4'000 Markenspezialitäten. 

Dabei kommt der Bierbauch gar nicht unbedingt vom Bier. Mit Bier hat er gar nicht zwingend etwas zu tun. Der Bierbauch kommt daher dass zu viele Kalorien zu sich genommen werden. Ein typischer Besitzer eines solchen Bauches trinkt nicht nur gern Bier sondern liebt auch noch essen. Schön ist eine solche Hopfen-Wampe nicht, obwohl das Bier nicht alleinig dafür verantwortlich ist. Ich finde es schade, dass dieses Kulturgut, wie schon der Name sagt, am Bierbauch schuld ist. «Zum Wohle».


Free Hugs

Samstagabend in Chur. Gerade findet das «Street Food Festival statt.» Ein buntes Treiben, Buden mit einem vielfältigen Angebot an Speisen. Es reicht von Waffeln über Asiatisches, bis hin zu einem Strudelbäcker. Doch plötzlich wird meine Aufmerksamkeit von den Ständen weg gelenkt. 

Vor dem Bahnhofsgebäude stehen zwei Personen. Ein junger Mann und eine junge Frau. Beide halten Sie ein Schild aus Karton in den Händen, auf dem «free Hugs» geschrieben steht. Das begeistert mich. Ich gehe gleich zielstrebig auf die Beiden zu und hole mir meine Umarmungen ab. Ich finde die Idee genial und komme auch schnell mit den Zweien ins Gespräch. 

Damit ich dieses Bild noch etwas beobachten kann, platziere ich mich etwas abseits. Es ist interessant. Die meisten Leute schauen zwar, laufen weiter und bleiben erst dann mit einem Sicherheitsabstand stehen und gaffen. Andere schauen beschämt, schütteln mit dem Kopf und nur ganz wenige lassen sich darauf ein, umarmt zu werden. 

Nun bin ich an der Reihe. Ich löse ihn spontan für eine kurze Pause ab. Aus dieser Perspektive ist es noch spannender die Menschen zu beobachten. Mir gefällt es so gut, dass ich sie auch gleich noch ablöse. Spannend. Die Umarmungen verlaufen wie in Wellen. Es dauert lange, bis sich jemand traut, sich seinen «hug» abzuholen, erst dann machen auch andere mit. Ein tolles Erlebnis.



Dienstag, 3. Mai 2016

Box-Sack

Er hängt! Mein Box-Sack, den habe ich mir schon lange gewünscht! Letzte Woche dann, habe ich mich endlich damit beschäftigt und im Internet gesurft. 

Erschlagen von den vielen Angeboten, habe ich mich schliesslich für ein Modell entschieden. Am Mittwochabend nach dem Sport sendete ich die Bestellung ab.
Als ich am Freitag im Laufe des Tages an meinem Briefkasten vorbeilaufe, sehe ich ein grosses Paket. «Das Paket ist ja an mich adressiert», stelle ich fest. «Cool, denke ich mir, mein Box-Sack ist da! Und das, pünktlich zum Wochenende. Perfekt!». 

Also, versuche ich das Paket vom Briefkasten zu hieven und bemerke, dass der Inhalt ganz schön schwer ist. Nach langem hin und her bewegen der Kiste, schaffe ich, dass sich das Paket ein Stück zu verrutscht und plötzlich, plumps, fällt der Karton auf meinen rechten Fuss. Autsch. Glücklicherweise konnte ich ihn noch ein Stück nach hinten schieben, bevor das braune Stück auf meinen Zehen landet. Wenigstens habe ich das Paket nun schon einmal auf dem Boden. 

Anheben, keine Chance, es ist ein richtiges Ungetüm. Nun ja, so entschliesse ich mich das Paket bis zu meiner Wohnung zu ziehen. Die Idee funktioniert nur einige wenige Meter, denn plötzlich reisst der Deckel. Also, stehe ich vor einer neuen Herausforderung. Mit viel zerren und ohne Rücksicht auf Verluste, schaffe ich den Box-Sack bis zu meiner Wohnung zu manövieren. Vor der Wohnung wartet aber noch eine Stufe auf mich. Mit viel Kraft schaffe ich auch diese Hürde und endlich, der Box-Sack ist in meinen vier Wänden angelangt. 


«Und jetzt?», geht es mir durch den Kopf. «Darf ich überhaupt ein so grosses Loch in die Decke bohren? Was meint wohl der Vermieter dazu? Eine Bohrmaschine besitze ich auch nicht.» Gut, denke ich mir, «Typisch, Ich in Aktion. Mir kommt ein Bild in den Sinn, welches Michel Schlim oft verwendet: «Du bist wie ein Mann. Du kommst in einen Raum und siehst einen Holzklotz, einen Nagel und daneben einen Hammer liegen. Ohne zu zögern nimmst du den Hammer in die Hand und schlägst den Nagel ins Holz. Einfach drauf los, ohne kurz inne zu halten, wozu die drei Gegenstände sonst noch zu gebrauchen sind». «Willkommen in meiner Welt», denke ich. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zum Vermieter zu gehen und zu fragen, ob ich einen Box-Sack in der Wohnung aufhängen darf. Also, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und gehe in sein Büro. 

Leider ist er gerade nicht erreichbar, weshalb ich ihm eine Nachricht bei seiner Sekretärin hinterlasse. «Ich habe eine Frage, ich würde gerne etwas in meiner Wohnung aufhängen und fragen, ob das okay ist.» «Ich richte es ihm aus, dass Sie ein Bild aufhängen möchten. Wir melden uns bei Ihnen, erwidert sie. «Bild? Nein, ich möchte einen Box-Sack aufhängen, kein Bild, kommt mir schüchtern über die Zunge.» Drei Stunden später habe ich noch nichts gehört, deshalb entschliesse ich mich nochmals ins Büro des Vermieters zu gehen. Die nette Dame teilt mir strahlend mit:«Kein Problem, Sie können ihren Box-Sack aufhängen. Benötigen Sie Hilfe?» «Puuhh, kommt mir der Gedanke, zum Glück fragt sie mich das. Ja, etwas Unterstützung wäre toll», antworte ich. Sie beauftragt einen Mitarbeiter, mit mir zu kommen, um mir beim Aufhängen zu helfen. 

Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend, wird ein Mitarbeiter beauftragt, mir zu helfen. Seine Stimmung bebt nicht gerade. In meiner Wohnung angekommen, sagt der Mitarbeiter zu mir, «Was, so einen Sack willst du bei dir aufhängen? Bist du gefährlich? Muss ich jetzt Angst haben». «Nein, du musst keine Angst vor mir haben. Es ist alles okay, Ich wäre einfach nur sehr froh, wenn wir dieses Ding aufhängen könnten». Er klopft gegen die Decke, ist sich unschlüssig, ob hier überhaupt ein solch schwerer Sack aufgehängt werden kann und sagt schliesslich: «Ich muss erst abklären, ob hier überhaupt etwas festgemacht werden kann. Wahrscheinlich ist die Decke aus Gips. Würden wir ein Loch bohren und den Box-Sack befestigen, besteht die Gefahr, dass die Decke reisst». 

Also, geht er nochmals hoch ins Büro, um seinen Chef um Rat zu fragen. Einige Minuten später kommt er mit einem Lehrling im Schlepptau zurück. «Es sollte kein Problem sein, hier ein Loch zu bohren». Das Bohren beginnt. Plötzlich stoppt er. «Der Bohrer ist zu kurz. Ich muss mich erst um einen längeren Bohrer kümmern, dass klappt heute nicht mehr. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende». Perplex, stelle ich ihm die Frage, ob wir nächste Woche weiter machen. Er antwortet mir «Gib mir doch bitte deine Telefonnummer damit ich mich bei dir melden kann, sobald es weiter gehen kann». Ich schreibe ihm meine Nummer auf und hoffe, bald wieder etwas von ihm zu hören.

Es ist Montagnachmittag und bisher hat sich noch niemand gemeldet. Am späten Nachmittag stehe ich wieder im Büro des Vermieters. Jetzt sitzt eine andere Sekretärin am Schreibtisch. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Geschichte erneut zu erzählen. Sie blickt ich mich genauso ungläubig an, wie ihre Kollegin am Freitag. Nach einigem hin und her, kommt der Mitarbeiter vom Freitag und teilt mir mit: «Ohne einen längeren Bohrer kann ich nichts machen». Er fragt einen seiner Kollegen, ob er eine Idee hat, doch dieser läuft einfach weiter, ohne zu antworten. Enttäuscht gehe ich wieder in meine Wohnung und lese in meinem Buch weiter.

Plötzlich stehen drei Männer vor meiner Wohnung. Mit Bohrmaschine, Staubsauger und Werkzeugkoffer bepackt. «Allegra, wir sollen bei dir etwas aufhängen». «Genau, hier ist der Box-Sack, der befestigt werden muss.» Auch ihr Blick ist ungläubig: «Was willst du denn mit einem solchen riesen Ding?» Langsam bin ich es leid, immer wieder das Gleiche zu berichten, deshalb entscheide ich mich, einfach zu antworten «Ich möchte diesen Sack aufhängen».

Die Beiden beginnen ein Sackloch in die Gipsdecke zu fräsen und anschliessend mit einem dünneren Bohrer das Loch für den Haken zu bohren. Keine zehn Minuten später hängt mein Box-Sack. Endlich das Abenteuer Box-Sack kann beginnen.