Dienstag, 3. Mai 2016

Box-Sack

Er hängt! Mein Box-Sack, den habe ich mir schon lange gewünscht! Letzte Woche dann, habe ich mich endlich damit beschäftigt und im Internet gesurft. 

Erschlagen von den vielen Angeboten, habe ich mich schliesslich für ein Modell entschieden. Am Mittwochabend nach dem Sport sendete ich die Bestellung ab.
Als ich am Freitag im Laufe des Tages an meinem Briefkasten vorbeilaufe, sehe ich ein grosses Paket. «Das Paket ist ja an mich adressiert», stelle ich fest. «Cool, denke ich mir, mein Box-Sack ist da! Und das, pünktlich zum Wochenende. Perfekt!». 

Also, versuche ich das Paket vom Briefkasten zu hieven und bemerke, dass der Inhalt ganz schön schwer ist. Nach langem hin und her bewegen der Kiste, schaffe ich, dass sich das Paket ein Stück zu verrutscht und plötzlich, plumps, fällt der Karton auf meinen rechten Fuss. Autsch. Glücklicherweise konnte ich ihn noch ein Stück nach hinten schieben, bevor das braune Stück auf meinen Zehen landet. Wenigstens habe ich das Paket nun schon einmal auf dem Boden. 

Anheben, keine Chance, es ist ein richtiges Ungetüm. Nun ja, so entschliesse ich mich das Paket bis zu meiner Wohnung zu ziehen. Die Idee funktioniert nur einige wenige Meter, denn plötzlich reisst der Deckel. Also, stehe ich vor einer neuen Herausforderung. Mit viel zerren und ohne Rücksicht auf Verluste, schaffe ich den Box-Sack bis zu meiner Wohnung zu manövieren. Vor der Wohnung wartet aber noch eine Stufe auf mich. Mit viel Kraft schaffe ich auch diese Hürde und endlich, der Box-Sack ist in meinen vier Wänden angelangt. 


«Und jetzt?», geht es mir durch den Kopf. «Darf ich überhaupt ein so grosses Loch in die Decke bohren? Was meint wohl der Vermieter dazu? Eine Bohrmaschine besitze ich auch nicht.» Gut, denke ich mir, «Typisch, Ich in Aktion. Mir kommt ein Bild in den Sinn, welches Michel Schlim oft verwendet: «Du bist wie ein Mann. Du kommst in einen Raum und siehst einen Holzklotz, einen Nagel und daneben einen Hammer liegen. Ohne zu zögern nimmst du den Hammer in die Hand und schlägst den Nagel ins Holz. Einfach drauf los, ohne kurz inne zu halten, wozu die drei Gegenstände sonst noch zu gebrauchen sind». «Willkommen in meiner Welt», denke ich. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zum Vermieter zu gehen und zu fragen, ob ich einen Box-Sack in der Wohnung aufhängen darf. Also, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und gehe in sein Büro. 

Leider ist er gerade nicht erreichbar, weshalb ich ihm eine Nachricht bei seiner Sekretärin hinterlasse. «Ich habe eine Frage, ich würde gerne etwas in meiner Wohnung aufhängen und fragen, ob das okay ist.» «Ich richte es ihm aus, dass Sie ein Bild aufhängen möchten. Wir melden uns bei Ihnen, erwidert sie. «Bild? Nein, ich möchte einen Box-Sack aufhängen, kein Bild, kommt mir schüchtern über die Zunge.» Drei Stunden später habe ich noch nichts gehört, deshalb entschliesse ich mich nochmals ins Büro des Vermieters zu gehen. Die nette Dame teilt mir strahlend mit:«Kein Problem, Sie können ihren Box-Sack aufhängen. Benötigen Sie Hilfe?» «Puuhh, kommt mir der Gedanke, zum Glück fragt sie mich das. Ja, etwas Unterstützung wäre toll», antworte ich. Sie beauftragt einen Mitarbeiter, mit mir zu kommen, um mir beim Aufhängen zu helfen. 

Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend, wird ein Mitarbeiter beauftragt, mir zu helfen. Seine Stimmung bebt nicht gerade. In meiner Wohnung angekommen, sagt der Mitarbeiter zu mir, «Was, so einen Sack willst du bei dir aufhängen? Bist du gefährlich? Muss ich jetzt Angst haben». «Nein, du musst keine Angst vor mir haben. Es ist alles okay, Ich wäre einfach nur sehr froh, wenn wir dieses Ding aufhängen könnten». Er klopft gegen die Decke, ist sich unschlüssig, ob hier überhaupt ein solch schwerer Sack aufgehängt werden kann und sagt schliesslich: «Ich muss erst abklären, ob hier überhaupt etwas festgemacht werden kann. Wahrscheinlich ist die Decke aus Gips. Würden wir ein Loch bohren und den Box-Sack befestigen, besteht die Gefahr, dass die Decke reisst». 

Also, geht er nochmals hoch ins Büro, um seinen Chef um Rat zu fragen. Einige Minuten später kommt er mit einem Lehrling im Schlepptau zurück. «Es sollte kein Problem sein, hier ein Loch zu bohren». Das Bohren beginnt. Plötzlich stoppt er. «Der Bohrer ist zu kurz. Ich muss mich erst um einen längeren Bohrer kümmern, dass klappt heute nicht mehr. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende». Perplex, stelle ich ihm die Frage, ob wir nächste Woche weiter machen. Er antwortet mir «Gib mir doch bitte deine Telefonnummer damit ich mich bei dir melden kann, sobald es weiter gehen kann». Ich schreibe ihm meine Nummer auf und hoffe, bald wieder etwas von ihm zu hören.

Es ist Montagnachmittag und bisher hat sich noch niemand gemeldet. Am späten Nachmittag stehe ich wieder im Büro des Vermieters. Jetzt sitzt eine andere Sekretärin am Schreibtisch. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Geschichte erneut zu erzählen. Sie blickt ich mich genauso ungläubig an, wie ihre Kollegin am Freitag. Nach einigem hin und her, kommt der Mitarbeiter vom Freitag und teilt mir mit: «Ohne einen längeren Bohrer kann ich nichts machen». Er fragt einen seiner Kollegen, ob er eine Idee hat, doch dieser läuft einfach weiter, ohne zu antworten. Enttäuscht gehe ich wieder in meine Wohnung und lese in meinem Buch weiter.

Plötzlich stehen drei Männer vor meiner Wohnung. Mit Bohrmaschine, Staubsauger und Werkzeugkoffer bepackt. «Allegra, wir sollen bei dir etwas aufhängen». «Genau, hier ist der Box-Sack, der befestigt werden muss.» Auch ihr Blick ist ungläubig: «Was willst du denn mit einem solchen riesen Ding?» Langsam bin ich es leid, immer wieder das Gleiche zu berichten, deshalb entscheide ich mich, einfach zu antworten «Ich möchte diesen Sack aufhängen».

Die Beiden beginnen ein Sackloch in die Gipsdecke zu fräsen und anschliessend mit einem dünneren Bohrer das Loch für den Haken zu bohren. Keine zehn Minuten später hängt mein Box-Sack. Endlich das Abenteuer Box-Sack kann beginnen. 


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