Dunkelrote Trikots mit weisser Schrift, Schals in allen
Varianten. Bedruckt mit dem Logo des ersten Fussballclub Nürnberg, 1. FCN.
Schwarze Pullover mit der Aufschrift «Rot, Faust auf schwarzem Grund, halte
Abstand», Dächlikappen mit dem Aufdruck «1. FC Nürnberg, you will never walk
alone», Schuhe und Jacken mit der Aufschrift des Fussballvereins. Die Schals
werden auffällig um den Hals oder ums Handgelenk getragen, auch kommen sie etwas
dezenter unter einer neutralen Jacke zum Einsatz. Jeder Fan, scheint, hat so
seine individuelle Modetaktik. Das Alleinstellungsmerkmal eines «Cluberers» ist
nicht etwa die Fanbekleidung, nein, es ist der Alkohol, vor allem Bier.
9.30 Uhr, Hauptbahnhof Bamberg. Vor dem
Bahnhofsgebäude steht eine Ansammlung von Menschen. Bei genauerem Hinsehen, ist
festzustellen, dass es sich um Club Fans handelt. Der 1.FC Nürnberg bestreitet
heute ein Heimspiel gegen Leipzig. Das Spiel beginnt am Nachmittag, die
Reisedistanz von Bamberg nach Nürnberg dauert knapp 40 Minuten und trotzdem
fahren schon zu dieser Uhrzeit die ersten Fans in die Frankenmetropole. Vor dem
Zug befinden sich viele Polizisten, schon jetzt, später, nach dem Spiel, wird
das Aufgebot der grünen Gesetzeshüter erhöht werden. Jack Daniel’s,
Jägermeister, Biersorten, wie Weiherer, Mahr’s Bräu, Mönchshof, Gais-Seidla,
Desperados, Augustiner, Beck’s, unzählige Sorten und Marken von Alkohol. Dosen,
Flaschen mit Kronkorken oder mit Bügelverschluss, das Vielfältige Frankenbier kann
hier bewundert werden. Dick, dünn, gross- oder kleingewachsen, alt oder jung,
ob weiblich oder männlich, die Club-Fans haben ein Erkennungsmerkmal, das
«Bier». Bier, wohin das Auge reicht, neben ganzen Bierkisten, tragen viele mindestens
eine offene Bierflasche mit sich herum, Nachschub ist in Hosentaschen, in
Plastiksäcken, Rucksäcken, als Sixpack oder als einzelne Flasche in der freien
Hand.
Damit das Bier auf gar keinen Fall ausgeht, führt die deutsche Bahn auf
dieser Strecke eine Minibar. Der Mitarbeiter erzählt: «Trotz der heutigen
Zusatzmenge an Bier im Angebot der Minibar, ist schon nach 30 Minuten fast
alles ausverkauft». Mengenmässig betrachtet, sitzen mehr Flaschen im Zug, als
Personen, ein richtiger Promillezug. Im Zug befinden sich Gruppen, es reisen
aber auch Einzelpersonen, schlussendlich spielt das keine Rolle, denn die
Cluberer-Comunity hält zusammen, Bier verbindet. Primitives, teilweise
lallendes Gerede, es wird geflirtet, gesungen. Hier wird das Hobby Fussball
zelebriert, Touristen wird so einiges Abverlangt, ein absoluter Kulturschock,
es wimmelt von Flaschen, im eigentlichen, wie im übertragenen Sinne.
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