Montag, 25. Juli 2016

Von Angst erfüllte Biervielfielfalt

Bier Festival in München, zu Ehren des 500-jährigen Jubiläums vom Bayerischen Reinheitsgebot. Knapp drei Tage im Zeichen der Biervielfalt und -kultur. 

Die Anreise von Chur mit dem Flixbus bis München hat wunderbar geklappt. Das Hotel konnten wir schnell finden und nun sitzen wir auch schon alle beisammen. Bei unserem ersten bayerischen Weissbier von Schneider’s Weisse. Einfach lecker.

Nach der kühlen Erfrischung machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt, die nur einige Häuserblocks entfernt liegt. Erst überqueren wir den Stachus und laufen weiter bis zum Marienplatz. Hier machen wir den ersten Stopp und sprechen uns ab, wohin wir zum Essen gehen. Ein Teil unserer Gruppe möchte natürlich sofort auf das Bierfestival am Odeonsplatz, andere ziehen eine Stärkung im Schneider Brauhaus vor. Schliesslich einigen wir uns und versuchen bei Schneider’s im Tal einen Tisch zu ergattern.

Während des kurzen Fussmarsches vom Marienplatz bis zum Tal erhält einer der Kollegen eine Nachricht von einer ZeitungsApp auf seinem Mobiltelefon. Er liest vor: «Schüsse im Einkaufszentrum am Olympiapark in München gefallen-Terrorverdacht». Wir nehmen diese Info zur Kenntnis und laufen einfach weiter. Die Tat ist gerade einige Minuten her. Im Weissen Brauhaus angekommen. Der untere Stock ist bereits voll besetzt, «das sieht schlecht aus». Doch dann kommt der Geschäftsführer, Otmar Mutzenbach, begrüsst uns und bittet uns über eine Holztreppe in den oberen Stock. Geschafft, wir haben zur Hauptzeit am Abend einen eigenen Tisch.

Wir bestellen unser erstes TAP und suchen uns etwas aus der Speisekarte aus. Die Bedienung ist sehr freundlich und auf zack. Schnell können wir unsere Bestellungen aufgeben und nach kurzer Zeit wird auch schon das Essen serviert. Semmelknödel, endlich wieder einmal Knödel, die vermisse ich schon in der Schweizer Küche. Wir sitzen alle vor unseren Tellern und freuen uns auf das leckere Essen. Nach nur wenigen Bissen passiert es. Schüsse fallen, es wird gerannt und geschrien. Unser Platz ist an einer Wand, etwas in einer Nische. Wir hören Lärm im unteren Stock und lautes Treten auf der Holztreppe. Sehen können wir nichts, die Wand verdeckt unsere Sicht zur Treppe hin. Panik steigt auf. Tische werden umgestossen, Stühle fallen zu Boden.

Intuitiv und schnell suchen wir Schutz unter dem Tisch. Die Angst im Raum ist greifbar. Erst liege ich unter dem Tisch, dann entdecke ich eine freie Ecke unter einer Bank, schiebe mich weiter zur Wand, rolle mich zusammen und presse mich gegen die Wand. Wir hören weitere Schläge, starren uns gegenseitig schockiert an. Versuchen zu begreifen was hier vor sich geht. Erste Gäste beginnen zu weinen, es wird geschluchzt, gezittert und erstarrt. Die ersten Mobiltelefone werden gezückt und versucht die Polizei zu erreichen. Erfolglos, die Leitungen sind überlastet.

Ich habe Angst, kommt jetzt jemand in den Raum und knallt alle ab? Handelt es sich um eine psychische Überreaktion? Es fühlt sich so surreal an. Schliesse kurz meine Augen und hoffe, von diesem Alptraum rasch wieder zu erwachen. Beim Öffnen meiner Augen wird mir bewusst, dass ich wirklich auf dem kalten Boden liege und es wirklich kein Traum ist. Ich habe Angst. Angst davor, was als nächstes geschieht. Nach einer gefühlten Ewigkeit entspannt sich die Lage, wir scheinen doch vorerst sicher zu sein. Otmar Mutzenbach kommt in den ersten Stock und informiert über die aktuelle Situation, gibt uns Anweisungen zum Verhalten.

Sobald es Neuigkeiten gibt, informiert der Geschäftsführer des Weissen Brauhauses ruhig und sachlich. Er strahlt Ruhe aus, Ruhe und eine gewisse Gelassenheit. Dies hilft auch, dass sich die Gäste langsam wieder beruhigen. Herr Schneider gibt noch eine Lokalrunde aus, eine nette Geste. Nun warten wir bis, die Polizei Entwarnung gibt. Ich habe mich schon einmal darauf eingestellt, im Schneider’s Weisse auf der harten Holzbank zu übernachten. 
Nach einigen Stunden erhalten wir die Freigabe von der Polizei das Restaurant zu verlassen. 

Unser Weg zum Hotel, der direkt circa 20 Minuten beträgt zieht sich in die Länge, denn die Plätze Marienplatz und der Stachus sind weiterhin gesperrt. Taxis, U-Bahn, S-Bahn und Busse fahren nicht. So müssen wir zu Fuss weitergehen. Ein gespenstisches Gefühl, voller Angst, müssen wir nun im Dunkeln in einer grossen Stadt zum Hotel laufen. Immer mit dem Gedanken: Was passiert, wenn wir einem der Täter begegnen? Wir schaffen es sicher ins Hotel, aber der Schock sitzt tief. 

2 Kommentare:

  1. uiuiui du grosser Schreck. Die Angst sitzt tief im Nacken, ist spürbar

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  2. uiuiui du grosser Schreck. Die Angst sitzt tief im Nacken, ist spürbar

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